Deutschlands verlorene Gastarbeiter

STUDIERENDE Deutschlands Hochschulen bilden immer mehr ausländische Akademiker aus – die Jobsuche ist weniger erfolgreich. Eine Studie untersucht, was deutsche Unis besser machen können

BERLIN taz | Sie gelten als Musterzuwanderer: Ausländer, die in Deutschland studieren. 30.000 ausländische Absolventen entlassen die hiesigen Hochschulen derzeit jährlich, Tendenz steigend. Zwei Drittel von ihnen würden gern für einige Zeit in Deutschland arbeiten – doch den wenigsten gelingt das. Obwohl sie gebraucht würden – über 40 Prozent der Absolventen haben einen Abschluss in Mathematik, Ingenieur- oder Naturwissenschaften – und trotz großzügiger rechtlicher Regelungen.

„Deutschland gehen die Fachkräfte von morgen verloren“, meint Cornelia Schu vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Man hat daher untersucht, wie Hochschulen ihre Absolventen besser auf den hiesigen Arbeitsmarkt vorbereiten können – und was Kanada, Schweden und die Niederlande anders und besser machen.

Lässt man den Gedanken beiseite, dass Deutschland und andere Industrieländer ihre demografischen Probleme zu lösen versuchen, in dem sie die besten Köpfe aus wirtschaftlich schwächeren Ländern rekrutieren, können deutsche Unis ihre Absolventen tatsächlich noch besser betreuen.

So bieten die Hochschulen ihnen zwar eine ganze Menge an, von der Beratung bis zum Bewerbungstraining, doch setzen diese Angebote erst spät, nämlich nach Abschluss des Studiums, an. In Kanada und den Niederlanden betreuen die Career-Services Studierende dagegen ab dem ersten Tag. Ein weiterer Minuspunkt für deutsche Karriere-Center ist die schlechte Ausstattung – eine deutsche MitarbeiterIn betreut durchschnittlich 7.300 deutsche und ausländische Studierende, eine kanadische nicht einmal halb so viele. Oft finanzieren die Hochschulen ihre Karriere-Center zudem über Projektgelder, die in regelmäßigen Abständen neu eingeworben werden müssen. Eine nachhaltige Förderung sei so kaum möglich, bemängelt Volker Meyer-Guckel vom Deutschen Stifterverband. Die Stiftungslobby appelliert daher an Bund und Länder, die Förderung der Career-Center auf eine solide Grundlage zu stellen, also am besten selbst zu bezahlen.

Zum Problem wird offenbar auch, dass die Hochschulen ein breites Angebot an englischsprachigen Studiengängen entwickelt haben – um attraktiv für ausländische Studierende zu sein. Doch die größte Arbeitsmarktbarriere für ausländische Absolventen sind mangelnde deutsche Sprachkenntnisse. ANNA LEHMANN