Prämien statt Verbote

KURSWECHSEL Mit Millionen Euro will Niedersachsen für frohe Schweine sorgen

Im Kampf um mehr Tierwohl in der Massentierhaltung setzt Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer verstärkt auf eine Zusammenarbeit mit der Fleischindustrie. Gestern präsentierte der Grüne in Hannover eine Vereinbarung mit der „Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands“ (ISN) und dem Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland (AEF). Darin versichern die Lobbyverbände, das bisher routinemäßig durchgeführte Abschneiden der Ringelschwänze der Schweine einschränken zu wollen.

Der Ringelschwanz gilt Tierschützern als Gradmesser für das Wohlergehen der Schweine: Sind die auf engstem Raum zusammengepfercht, werden sie aggressiv und fressen ihre Artgenossen bis hoch ins Rückenmark an – die Folge sind tödliche Infektionen.

Minister Meyer hatte deshalb zunächst über ein Verbot des sogenannten „Kupierens“ der Ringelschwänze nachgedacht, doch das ist nun offenbar vom Tisch. Stattdessen sollen Mäster und Ferkelzüchter nun durch Forschung und Beratung zum Umstieg auf tierfreundlichere Haltungsbedingungen gebracht werden. Dazu gehören neben mehr Platz auch die Verbesserung der Stallbelüftung und besseres Futter. Als hilfreich gilt auch der Einsatz von Streu im Stall sowie Beschäftigung: Auf der Wiese naturnah gehaltene Schweine sind selten aggressiv.

Die Mäster allerdings fürchten die Kosten: Schon heute ist der Wettbewerb in der industriellen Schweinehaltung gnadenlos – Biobauern schätzen, dass ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen an der Mast eines Tiers nur fünf Euro verdienen. ISN-Sprecher Heinrich Dierkes warnte deshalb, veränderte Haltungsbedingungen könnten viele Schweinehalter in die Pleite treiben: „Dann wird Niedersachsens Tierhaltung outgesourct in Drittländer.“

Mit einer „Ringelschwanzprämie“ will Meyer deshalb gegensteuern: Mäster sollen für jedes nicht kupierte Schwein künftig 16,50 Euro erhalten können. Insgesamt stehen dafür allein in Niedersachsen bis 2020 rund 28 Millionen Euro Fördergeld aus Mitteln der Europäischen Union zur Verfügung.  WYP