Die Husumer Miss Kajak

Die Eskimo-Rolle beherrscht sie „vorwärts, rückwärts, in alle Richtungen und im Schlaf“, sagt Freya Hoffmeister. Die Extremsportlerin kam im Mai von einer vierjährigen Kajaktour zurück. Einmal um Südamerika ist sie gepaddelt, als erster Mensch der Welt. Dafür hat sie den „World Paddle Award“ bekommen – einen weiteren Pokal unter den vielen in ihrem Regal.

Nun ist die 51-Jährige zurück in Husum. Dort wohnt sie, denn dort betreibt sie zwei Eisdielen und ein Weihnachtsgeschäft, über die sie sich finanziert, während sie durch die Weltmeere paddelt.

Nach dem Abi hat Hoffmeister zunächst eine Ausbildung zur gehobenen Beamtin gemacht – eine Fehlentscheidung, wie sie schnell merkte. „So langweiliger Verwaltungskram ist nichts für mich“, stellte sie fest. Mehr aus Verlegenheit studierte sie im Anschluss ein Jahr lang Lehramt, aber auch das war nichts für sie. Schließlich sattelte sie um und wurde Bodybuilderin.

Nebenbei nahm sie im Alter von 18 bis 22 an verschiedenen Schönheitswettbewerben teil, war mal Miss Kiel und mal Miss Schleswig Holstein. Mit 22 machte sie ihren ersten Fallschirmsprung. Es folgten 1.500 weitere Sprünge, einer davon über dem Nordpol.

1996 wurde sie schwanger und dachte sich: „Mit schwangerem Bauch sollte man nicht springen – also geh ich auf‘s Wasser.“ So kam sie ins Kajak, ihr kleiner Sohn später in die Gepäckluke. 2007 begann sie, Inseln und später Kontinente zu umpaddeln. Erst umrundete sie Island, einige Wochen später Neuseeland und 2009 Australien.

Am 30. April 2011 startete sie in Buenos Aires ihr bisher größtes Projekt: im Uhrzeigersinn um Südamerika. Die härtesten Etappen waren für sie Kaphorn und der Amazonas, oben rechts bei Brasilien, wo sie über lange Strecken nur schlecht an Land gehen konnte. „Da war nirgends solider Sand und ich musste jede Nacht in der Hängematte schlafen“, erzählt Hoffmeister. „Und dann die vielen Moskitos und die Hitze!“ – Freya Hoffmann hasst Hitze.

Neun bis zehn Stunden am Tag saß sie im Kajak, legte insgesamt 27.000 Kilometer zurück. Bei sich trug sie nur das Nötigste: Trinkwasser und Essen, ein Zelt und Schlafsachen. Und Technikkram: Laptop, Kamera, Satellitentelefon und GPS-Gerät, alles in doppelter Ausführung, weil es früher oder später kaputtgeht.

Was sie am meisten vermisst, wenn sie auf dem Wasser ist? „Nix, sonst hätte ich es ja dabei!“, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. „Wobei, das gute Schwarzbrot vielleicht...“ – jeden Morgen Haferflocken und abends Spaghetti sei eben auch langweilig. Und Langeweile hasst die Extremsportlerin fast so wie Hitze.  Ksch