Folge 2: Mentale Spielführung beim Tennis

Jeder Sport definiert seine Grenzen. Was dahinter liegt, ist unsportlich und wird bestraft. Bis die Fußball-Regionalliga den Spielbetrieb wieder aufnimmt, wollen wir hier darlegen, welche oft schmerzhaften Verstöße die einzelnen Sportarten kennen.

Weißer Sport? Ein Mythos. Gute Manieren? Naja. Keine Fouls möglich? Absoluter Quatsch. In Wahrheit ist Tennis, bei dem es auf Amateurniveau keine Schiedsrichter gibt, Krieg im Kopf. Trainer sprechen gerne von mentaler Spielführung. Zu der Tatsache, dass ein Tennismatch mehr im Kopf als auf dem Platz entschieden wird, gibt es unzählige Studien. Sie belegen, dass beim Tennis ständig gefoult wird – die gegnerische Psyche. Mit dem Vorgeplänkel geht es meist los. Drei Jahre nicht gespielt, treffe kaum einen Ball, hat eh alles keinen Zweck. Wer den Gegner mit solchen Untertreibungen beim Warmmachen belästigt, führt im Kopf bereits mit 1:0. Den anderen in Sicherheit wiegen, ihn in Smalltalk verwickeln und dann zuschlagen: So etwas steht in keinem Regelbuch der Welt. Wird aber überall gerne praktiziert. Stufe 2 der Gemeinheiten spielt sich während des Matches ab. War der Ball eben wirklich Aus? Ganz sicher? Das Anzweifeln von Entscheidungen, ohne Unparteiischen an der Seitenlinie ein probates Mittel, bringt den Spielrhythmus des Gegners garantiert durcheinander. Die Königsdisziplin beim Psycho-Tennis sind zweifellos fiese Zwischenfragen. Sie sind nicht verboten, aber verpönt. Bestes Beispiel: Entschuldigung, wie steht es eigentlich? Dieses scheinbar belanglose Erfragen des Spielstandes verursacht beim Gegner Chaos. Warum hat der da drüben das jetzt gefragt? Muss ich mich hier um alles kümmern? Wer dieses Durcheinander in seinem Kopf zulässt, hat so gut wie verloren.  CHRISTIAN OTTO