… DIE S-BAHN?
: Vor lauter Schwäche kollabieren

Schon klar: Ordentliche BerlinerInnen fahren sommers natürlich mit dem Rad. Aber wenn man doch mal rausmuss nach Spandau oder Schöneweide, wenn fieser Dauerregen den Asphalt glitschig macht oder mal wieder die Bremsen repariert werden müssen – dann heißt die Rettung BVG. In der S-Bahn allerdings häuften sich in der letzten Zeit merkwürdige Vorfälle: Zugausfall, Zugverspätung, verkürzte Züge, in die sich dann viel zu viele Menschen drücken. Erst dachte man: Zufall. Kann ja mal vorkommen. Aber beim dritten oder vierten Mal drängten sich Erinnerungen auf an die große Krise, die 2009 begann und das S-Bahn-Fahren jahrelang zur Tortur machte. Ist es schon wieder so weit?

Der Fahrgastverband IGEB meint: Noch ist es nur ein „heftiger Schwächeanfall“. Aber, so warnen die Interessenwahrer alle NutzerInnen des öffentlichen Nahverkehrs, der chronische Fahrzeugmangel der S-Bahn ist symthomatisch und könnte sich zu einem ernsthaften Problem auswachsen. 100 Viertelzüge mehr gab es früher als Puffer, falls mal was ist. Derzeit ist allerdings dauerhaft was, und der Puffer wurde weggespart. Daher das Gedränge. Dabei ist noch nicht mal Winter, wo immer irgendwelche Weichen einfrieren.

Im Gegensatz zur großen Krise, die durch Sicherheitsmängel ausgelöst wurde, scheint das neue S-Bahn-Problem eher ein gerontologisches zu sein: Weil die neuen Wagen offensichtlich Murks sind, vertraut man bei der S-Bahn lieber auf die bewährten Baureihen, die seit den 80ern herumfahren. Die kollabieren nun mit schöner Regelmäßigkeit und müssen in die Werkstatt. 150 Viertelzüge aus alten Baureihen werden nach Auskunft der S-Bahn bis zum Herbst modernisiert. Eigentlich wollte man sie in zwei Jahren ausrangieren, doch nun müssen sie bis 2023 durchhalten. Erst danach werden wieder neue Wagen angeschafft, weil der Senat den Ringbahnbetrieb und die damit verbundene Bestellung neuer Züge zu spät ausgeschrieben hat.

Acht Jahre noch, viele weichenzerstörende Winter inklusive. Wer jetzt noch ein Fahrrad aus alten, aber soliden Baureihen sein Eigen nennt, möge es festhalten bis zuletzt. Wer weiß, wie viele „Schwächeanfälle“ auf den kaputtgesparten S-Bahn-Strecken uns noch ereilen werden.

API Foto: dpa