Die Kunst des Schauspiels beherrschen nicht nur sieben Politiker

AM RANDE Elmau? Putin reist nach Italien. Die Welthungerhilfe heuert Schauspieler an, und Joachim Sauer lädt zur Kutschfahrt

Nach Elmau durfte er nicht fahren – dafür gipfelt er am Mittwoch im Vatikan mit einem anderen wichtigen Mann: Russlands Präsident Wladimir Putin wird bei seiner Reise nach Rom in dieser Woche auch eine Audienz bei Papst Franziskus haben. In einem Interview mit der italienischen Corriere della Sera hat Putin erneut seine im Westen umstrittene Politik als Reaktion auf neue Gefahren für sein Land verteidigt: „Ich denke, dass nur ein nicht gesunder Mensch … sich vorstellen kann, dass Russland etwa die Nato angreift“, sagte Putin. In einigen Ländern werde dennoch mit solchen Ängsten spekuliert.

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Derweil teilte das Weiße Haus in Washington mit, dass sich Präsident Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel bei einem Gespräch vor dem G-7-Treffen einig gewesen seien, die Sanktionen gegen Russland so lange beizubehalten, bis Moskau das Minsker Abkommen erfüllt und die Souveränität der Ukraine respektiert. In Minsk hatten prorussische Separatisten und die ukrainische Regierung Mitte Februar eine Friedensvereinbarung unterzeichnet.

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Ganz anderes Thema: Die Welthungerhilfe hat fünf SchauspielerInnen insgesamt 3.000 Euro für einen Auftritt bei der Protestdemonstration der Globalisierungsgegner am Donnerstag in München bezahlt. Das bestätigte eine Sprecherin der Organisation der taz. Zwei der Schauspielerinnen, die gezielt wegen ihrer dunkleren Hautfarbe ausgewählt worden waren, hatten sich als „Hungertod“ schminken lassen und liefen mit Sensen herum. Drei weitere Schauspieler gingen als Kleinbauern.

Die Welthungerhilfe habe ein vergleichsweise niedriges Marketingbudget, und es sei schwer, mit einem Thema wie Hunger in die Öffentlichkeit zu gelangen, sagte eine weitere Sprecherin. Bezahlte Akteure für ungewöhnliche Protestaktionen anzuheuern sei in der Szene nicht ungewöhnlich, sagen Insider. (Mehr auf www.taz.de)

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Zum Schluss noch etwas Erbauliches – vom Damenprogramm, das in diesen Zeiten nur ein bisschen auch ein Herrenprogramm ist: Der Quantenchemiker und Kanzlerin-Ehemann Joachim Sauer (66) blieb angesichts der ganzen Aufregung nicht zu Hause. Er habe „zu einer Kutschfahrt am Rande des G-7-Gipfels“ eingeladen, meldet dpa. Dabei wollte er „mit den Gattinnen der Gipfelteilnehmer durch die Landschaft rund um das Luxushotel Schloss Elmau fahren“. Mit in der Kutsche dabei sein sollten Akie Abe, Frau des japanischen Präsidenten, Laureen Harper (Gattin des kanadischen Premiers) und Malgorzata Tusk, Frau von EU-Ratspräsident Tusk. Michelle Obama ist nicht in Elmau. Wohin genau es „bei dem wunderbaren Sommerwetter“ gehen sollte, blieb im Dunkeln.