UNEITLER UMGANG
: Eltern und böse Geister

Nils Schuhmacher

Schon einige Jahre her ist es, dass Thees Uhlmann den aufstrebenden 1000 Robota auf einem gemeinsamen Konzert ein „ich kann das Geld eurer Eltern bis hierher riechen“ entgegenschleuderte. Mit der unendlichen Leichtigkeit der Jugend konterte der Sänger der Band, indem er zuerst Uhlmanns Tomte als „einfach frustriert“ bezeichnete und dann in einem Song darauf hinwies, dass sein Vater Busse fährt und die Mutter „doch auch egal ist“. So wird mit Street Credibility zurückgezahlt, der härtesten Währung der Welt.

Aber Künstlersolidarität, die zarte, manche sagen leicht klebrige Ranke, die wächst natürlich anders: zum Guten hin, zur Freundschaft, zur Werbung. Immerhin, Uhlmann ist hier schon mit bestem Beispiel vorangegangen, als er bei unterschiedlichen Gelegenheiten Tocotronic für ihr Schaffen lobte, während er Fragen nach dem Beruf, den Hobbies und den Bankkonten der Eltern aus dem Themenkanon ausschloss. Und darum geht es schließlich: der Umwelt nicht als Erstes Abschreckendes zu präsentieren, sondern die positiven Eigenschaften der Mitkünstler herauszustellen und diese Eigenschaften an ihnen selbst festzumachen.

Das in etwa muss sich Al Burian (Milemarker) gedacht haben, als er erklärte, Aimee Argote – auch unter dem Namen Des Ark bekannt – verwende ihre Gitarre dazu, „ihre bösen Geister auszuschütten“. Kein Wort zu Vater und Mutter, keins zur Gitarrenmarke. Anders als bei den eingangs erwähnten eitlen Streithähnen will man deshalb sofort Genaueres wissen. Wie soll das denn klingen? Wie soll das denn aussehen? Wer gewinnt am Ende?

In jedem Fall weiß Argote, wie man das Verhältnis zwischen Popmusik, Eltern und Publikum weniger streitförmig in den Diskurs einspeist. Auf ihrer Facebookseite postete sie kurz vor dem Beginn der Europatour die aktuellen Worte ihrer Mama („Well, we were in Amsterdam on our way to an Earth, Wind & Fire concert?“), um hinzuzufügen: „If I die on this plane to europe let it be known that was the last sentence my mother spoke to me.“ (So 7. 6., 21 Uhr, Hafenklang Goldener Salon)