Frau Matjes kommt später

FISCH-AUFSCHUB

Wer am nächsten Dienstag um 14 Uhr neben der Fischauktionshalle in Hamburg-Altona an die Elbe tritt, der sieht vermutlich wie immer: Schiffe. Was er nicht zu Gesicht bekommen wird, ist Maren Gilzer. „Na und“, wird sich der Hamburger denken, „die habe ich ja noch nie gesehen. Wer ist das überhaupt?“ Doch dass die letztens durchs „Dschungelcamp“ gejagte, ehemalige „Glücksrad“-Assistentin kommende Woche an eben dieser Stelle eigentlich die Matjes-Saison eröffnen sollte, zeigt, welchen Verlust das in Wirklichkeit bedeutet.

Die traditionell groß gefeierte Saisoneröffnung wird um acht Tage auf den 17. Juni verschoben. Der Grund hierfür ist simpel: Der Matjes ist noch nicht fertig. Also fertig schon, aber wohl noch nicht richtig fertig, also zu klein oder zumindest nicht fett genug. Wie auch immer, am Dienstag gibt es in Hamburg jedenfalls noch keinen zwischen die Kiemen.

Dem Holländischen Fischbüro zufolge ist der viel zu kalte Frühling schuld. In der offiziellen Begründung heißt es, der Hering habe in der bis zu vier Grad unter Normaltemperatur liegenden Nordsee schlicht zu wenig Nahrung bekommen, um den nötigen Fettanteil von 16 Prozent zu erreichen. Die angesetzte Schonfrist von acht Tagen werde nun aber in jedem Fall reichen, um das norddeutsche Kulturgut auf Vordermann zu bringen – da ist sich das Fischbüro sicher.

Doch nicht für jeden wird die Verzögerung eine schlechte Nachricht sein: Selbst unter eingefleischten Hanseaten gibt es immer noch Gegner des jährlichen Spektakels. Weil sie es, im Gegensatz zur abgehärteten Dschungelkönigin, wenig schmackhaft finden, sich einen rohen, jungfräulichen Hering in den Mund zu schieben. Und vielleicht auch, weil sich der eine oder andere angesichts der wenig eleganten Art des Verzehrs daran erinnert: Es war nicht unbedingt der tiefe Einblicke in die Mundhöhlen von Politikern gemeint, als die zu mehr Transparenz aufgefordert wurden.  BOT