FINALE IN BERLIN
: Die magische Nacht

Am VIP-Eingang trudeln die Limousinen ein. Ich sehe Scheichs, Präsidenten, Filmstars

Heute das Endspiel: Juve gegen Barça. Messi gegen Buffon. Beim letzten großen internationalen Finale in Berlin war ich live dabei. Na ja, fast live.

Sommermärchen in Deutschland 2006. Am 9. Juli das Finale zwischen Frankreich und Italien. Ich fahre mit meinem Rad zum Stadion. Kilometerlanger Stau. Fahnen, Trommeln, Gesänge. Bei den Parkplätzen Hunderte von Fernsehstationen. Moderatoren kündigen in allen Sprachen der Welt das Spiel an. Am VIP-Eingang trudeln die Limousinen ein. Ich sehe Scheichs, Präsidenten, Filmstars. Ich lasse mich treiben: Die Franzosen singen die Marseillaise, die Italiener skandieren „Forza Italia“, ein älterer Herr mit einem hellroten Ara auf seiner Schulter intoniert die „Internationale“.

Anpfiff. Ich stehe mit ungefähr tausend anderen Fußballverrückten aus aller Welt vor einem Bierstand. Es gibt einen kleinen Fernseher. Unzählige Transistorradios kommentieren das Spiel in einem babylonischen Sprachengewirr. Luftlinie zum Stadion: vielleicht 200 Meter. Wir hören das Raunen und die Schlachtgesänge der Zuschauer.

Das Spiel. Zidane trifft. Materazzi gleicht aus. Verlängerung. Zidane bekommt die Rote Karte. Elfmeterschießen. Torjubel und pure Verzweiflung. Grosso macht das 5:3. Italien ist Weltmeister. Kurz danach die ersten traurigen Franzosen. Einige italienische Fans betteln sie um die Eintrittskarten an; sie wollen die Siegerehrung noch live im Stadion sehen. Ich mache das Gleiche, ergattere eine Karte, renne zum Eingang. Mit ein paar anderen Italienern versuche ich das Stadion zu betreten. Die Ordner lassen uns, trotz Karte, nicht rein. Das Tor wird von uns bedrängt, Polizei marschiert auf. Sie vertreiben uns mit ihren Gummiknüppeln. Egal, ich feiere noch mit den Italienern am Stadion und auf dem Ku’damm. Wir trinken, singen, tanzen, umarmen und küssen uns. Es war eine magische Nacht. ALEM GRABOVAC