„Pink Viagra“ bald da

USA Neue Arznei zur Steigerung weiblicher Lust

BERLIN taz | In den USA soll demnächst „Pink Viagra“ auf den Markt kommen. Es wäre das erste Medikament, mit dem Störungen der weiblichen Libido behandelt werden sollen. Der Wirkstoff Flibanserin solle Frauen helfen, die unter medizinisch begründeter Unlust an Sex leiden, teilte ein Expertengremium der US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA mit. Das Gremium hatte am Donnerstagabend mit 18 zu 6 Stimmen empfohlen, die Pille zuzulassen. Zuvor müssten noch mögliche Nebenwirkungen untersucht werden. Bekannt sind Übelkeit, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen.

Der Wirkstoff war ursprünglich von dem deutschen Pharmaunternehmen Boehringer-Ingelheim entwickelt worden – zur Behandlung von Depressionen. Während der klinischen Erprobung berichteten Studienteilnehmerinnen, das Medikament steigere ihr Lustempfinden. Die US-Firma Sprout Pharmaceuticals entwickelte die Pille weiter.

Das Kriterium der sogenannten Satisfying Sexual Events, an dem sich die Wirksamkeit des Medikaments messen lassen soll, ist freilich unter Sexualforschern hoch umstritten; vielen gilt es als nicht aussagekräftig. Andere bemängeln, dass die Pharmaindustrie nur versuche, neue Krankheitsbilder zu schaffen, um sodann zu deren angeblichen Behandlung Mittel anzubieten, die die weibliche Sexualität allzeit verfügbar machen sollten.

Der Vergleich mit Viagra hinkt übrigens: Während dieses Arzneimittel zur Behebung von Erektionsstörungen keinesfalls Lust stimuliert, sondern vielmehr beeinflusst, welche Blutgefäße im Penis wie gestaut werden, setzt Flibanserin im Gehirn an und beeinflusst so die Libido. Es muss deswegen dauerhaft und jedenfalls über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Viagra dagegen wirkt kurzzeitig und anlassbezogen.

HEIKE HAARHOFF