„Der Bedarf besteht“

GESUNDHEIT Bei „New Hamburg“ will Philipp Dickel für ärztliche Versorgung auf der Veddel werben

■ 33, ist Arzt bei der Drogenberatung „Drop In“ und aktiv in einem Projekt für Gesundheit und Prävention.

taz: Herr Dickel, macht die Veddel krank?

Philipp Dickel: Auf jeden Fall ist sie unterversorgt. Es gibt nur eine halbe Arztstelle im ganzen Stadtteil. Außerdem ist die Veddel einer der ärmsten Stadtteile. Und zwischen dem Einkommen und der Gesundheit gibt es auf jeden Fall einen Zusammenhang.

Liegt das vor allem an der benachbarten Autobahn und den Industrieanlagen im Hafengebiet?

Eher weniger. Ich würde die Veddel in diesem Zusammenhang nicht als Problemviertel bezeichnen. Im Gegenteil, durch die Umgebung sind die Häuser so angelegt, dass ein sehr kommunikativer Stadtteil entstanden ist. Das fördert am Ende eher die Gesundheit.

Sie planen ein Gesundheitszentrum auf der Veddel. Wie wollen sie Ihre Einrichtung denn an den Stadtteil anpassen?

Es soll nicht nur um medizinische Primärversorgung gehen, sondern darüber hinaus auch um Prävention und um die Stärkung sozialer Strukturen durch Beratungsstellen. Und Mehrsprachigkeit ist natürlich auch ein Thema.

Wie konkret ist Ihr Vorhaben denn bereits geworden?

Wir befinden uns noch im Frühstadium der Planung. Gemeinsam mit unserer Arbeitsgruppe, die aus zehn bis fünfzehn Leuten besteht, diskutieren wir das Thema aber bereits seit Jahren. Außerdem sind wir auch schon lange mit dem Stadtteil in Kontakt und haben die Rückmeldung bekommen, dass Bedarf besteht.

Und was macht Ihre Projektgruppe heute beim Kulturprojekt „New Hamburg“?

Wir wollen in erster Linie einmal erfahren, was die Bürger auf der Veddel über ihre Versorgungslage denken, wo sie ihre Probleme sehen und was sie gerne ändern würden.

Sie wollen sich also vor allem selbst ein Bild verschaffen?

Wir streben darüber hinaus auch an, eine neue Ästhetik in die Verhandlung von Gesundheit zu bringen. Deshalb wollen wir heute nicht nur diskutieren, sondern auch künstlerisch aktiv werden.

Inwiefern?

Es wird eine kleine Performance geben, bei der wir versuchen, den „Herzschlag der Veddel“ zu generieren. Die Menschen können sich abhören lassen und wir werden den Herzschlag dann aufnehmen, verstärken und ihn gemeinsam mit einer Klangkünstlerin bearbeiten.  INTERVIEW: BOT

Diskussion „Poliklinik“: 16 Uhr, Café Nova, Wilhelmsburger Str. 73,

weitere Infos unter www.new-hamburg.de