LESERINNENBRIEFE
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Trophäen für Frauenteam

■ betr.: „Die neue Nummer zwei im Land“ von Peter Unfried, taz vom 1. 6. 15

Im Trophäenschrank vom VfL Wolfsburg soll es bisher nur die Meisterschale von 2009 gegeben haben?

Der VfL Wolfsburg hat in der Saison 2012/13 das Triple aus Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League gewonnen, 2013/14 verteidigte der VfL als erste deutsche Mannschaft seinen Champions-League-Titel. Auch die Meisterschaft konnte verteidigt werden. In diesem Jahr gewann der VfL zum zweiten Mal den DFB Pokal. Im Endspiel besiegten sie den 1. FFC Turbine Potsdam mit 3:0.

Ach ja, ist nur das Frauenteam vom VfL Wolfsburg. Und möglicherweise stehen die Trophäen der Frauen wirklich in einem anderen Schrank. Dennoch gibt es beim VfL Wolfsburg ein weiteres erstklassiges Team; das sollte gerade die taz nicht verschweigen, ein paar Tage vor der WM 2015 in Kanada. GABRIELE BISCHOFF, Düsseldorf

Außerordentliche Artikel

■ betr.: „Gnadenhof ‚Hammels Hoffnung‘ “ von Gabriele Goettle, taz vom 1. 6. 15

Der Artikel über den Kampf, den Frau Seydel (auch exemplarisch, stellvertretend) gegen die „konventionelle“ Landwirtschaft in der Uckermark führt, hat mich erschüttert. Gern würde ich ihrem Verein beitreten, beziehungsweise es wäre eine gute Idee, sehr viele Leute würden das tun. Der Verein „Förderung und Erhaltung der Biodiversität in Deutschland“ (FEBiD e. V.) sollte ab sofort einige Tausend Mitgliedschaften zählen! Wegen des einen Feldes, dessen Absterben Gabriele Seydel beschrieb, wegen ihres Hofes und ihrer Gesundheit und wegen „Umdenken“ insgesamt, wie Gabriele Goettle im letzten Satz zitiert.

Herzlichen Dank an Gabriele Goettle für ihre vielen außerordentlichen Artikel und vor allem Themen. JOHANNA KNEIS, Berlin

Wirtschaft vor Gesundheit

■ betr.: „Der Gipfel der Gesundheit“ von Heike Haarhoff, taz vom 2. 6. 15

Frau Merkel macht Antibiotikaresistenzen zum Gipfelthema. Das kann nur zu einem Gipfel der Verblendung führen – Verblendung in der Bedeutung von gesamtgesellschaftlicher Seuche. Im taz-Artikel wird das in der herausgestellten Kurzfassung deutlich, unterstützt und ausgeführt in dem ganzseitigen Beitrag. Es heißt: „Denn weltweite Antibiotikaresistenzen bedrohen nicht nur die Gesundheit von Millionen Menschen, sondern auch die Wirtschaft.“

Diese Seuche in den Köpfen verschiebt Maßstäbe, und wir merken es nicht. Auch das doch aufmerksame, kritische Medium taz merkt es nicht, druckt es. Die Wirtschaft rangiert vor der Gesundheit, vor Menschen. Dabei spüren alle, wissen einige, dieses System zu wirtschaften fährt gegen eine Mauer. Wachstum auf der endlichen Erde ist Illusion. Die Erdatmosphäre wird durch zu viel CO2 zur Gefängnismauer, die die Wärme einsperrt. Und welche Auswege gehen wir? Die durch wissenschaftlich-technisches Können verursachten Mängel versuchen wir mit den gleichen Rezepten zu beheben. Forschung für weitere Antibiotika. Unsere Bundeslandwirtschaftsminister haben trotz Hinweisen und Protesten nichts gegen das Ansteigen der Antibiotikaflut unternommen/ausgerichtet. Begründung: die Gefährdung der Wirtschaftlichkeit.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Ursache und Wirkung umgedreht

■ betr.: „Der Gipfel der Gesundheit“, taz vom 2. 6. 15

Mit einigem Erschrecken lese ich: „Denn weltweite Antibiotikaresistenzen bedrohen nicht nur die Gesundheit von Millionen Menschen, sondern auch die Wirtschaft.“ Das Bruttosozialprodukt könnte, so wird im Artikel ausgeführt, um 5 bis 10 Prozent weltweit sinken. Eine Schreckensmeldung vielleicht für das Handelsblatt – aber die taz sollte reflektierter schreiben!

Hier werden Ursache und Wirkung umgedreht: Der Wachstumswahn führt ja erst zur ständigen Steigerung des Antibiotikaeinsatzes zum Beispiel in der Massentierhaltung. Würden wir den Fleischkonsum drastisch reduzieren und die Tierhaltung damit in möglichst natürlichen Grenzen betreiben, hätten wir das Problem gar nicht. Das gilt auch für den Einsatz beziehungsweise die Hygiene in der Humanmedizin. Die Rendite als Unternehmensziel, die Verbetriebswirtschaftlichung des Gesundheitswesens und der damit verbundene Kostenreduzierungswahn zum Beispiel in den Krankenhäusern sind die Ursachen des Problems: Outsourcing der Reinigung zum Beispiel, Druck auf Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger. Der „Verband forschender Arzneimittelhersteller“ gibt mehr Geld für Marketing als für Forschung aus, und die Tropenkrankheiten werden deshalb vernachlässigt, weil die Erkrankten in den Tropen zu wenig Kaufkraft haben, die Entwicklung von Medikamenten also zu wenig profitabel ist. Da steckt man das Geld lieber in Mittel gegen Fettleibigkeit, die in den reichen Ländern gefragt sind, wo die Lebensmittelindustrie mit Junkfood die Menschen krank und fett macht, denen man dann Medikamente dagegen andrehen kann. „Neu forschen, schneller testen, anders therapieren“ ist das Programm dieser Wirtschaft, die erst die Krankheiten erzeugt, um sie dann zu therapieren. So stimmen Renditen und Aktienkurse immer.

Es gilt also eher: Die renditegetriebene Wirtschaft bedroht die Gesundheit von Millionen Menschen. Oder mit den Worten von Papst Franziskus: „Diese Wirtschaft tötet.“

WOLFGANG NEEF, Berlin