Atempause

ELTERN Entnervt bis verständnisvoll

BERLIN taz | Wenn die Kinder von René Behla am Montag wieder in den Kindergarten gehen, wird das für die beiden erst einmal ungewohnt sein. „Sie müssen sich neu orientieren, die Bindungen sind weg“, sagt der Vater, der Mitglied im Leipziger Gesamtelternbeirat ist.

Die städtische Kita der Behlas war in den letzten vier Wochen streikbedingt geschlossen. Behla: „Am Anfang war noch der Solidaritätsgedanke, aber das Verständnis der Eltern ist weg.“ Auch anderswo ist das vorläufige Ende des Arbeitskampfes daher mit Erleichterung aufgenommen worden. „Wir begrüßen diese dringend notwendige Atempause“, sagt Marcel Preukschat vom Landeselternbeirat der Kitas in Nordrhein-Westfalen. Die letzten vier Wochen hätten doch einige Schweißperlen gekostet, obwohl sich der Großteil der Eltern gut organisiert habe. Das sei allerdings regional recht unterschiedlich gewesen. In kleinen Kommunen habe es kaum Möglichkeiten gegeben, auf Notbetreuungsplätze zurückzugreifen. Dennoch, meint Preukschat, habe die Elternmehrheit weiterhin Verständnis für die Aufwertungskampagne der ErzieherInnen und SozialpädagogInnen.

Verständnis für die Anliegen der ErzieherInnen hat auch Patricia Pyrka – nicht jedoch für den Streik. Die Münchener Mutter hatte Ende Mai eine Petition „Kita-Streik beenden“ ins Netz gestellt. Mehr als 2.000 Menschen haben bis Donnerstag unterschrieben. Sie hätte sich gewünscht, sagt Pyrka, dass die ErzieherInnen sich zu Streikbeginn besser mit den Eltern abgesprochen hätten: „Die Solidarität wurde einfach vorausgesetzt.“

Eltern, Land und Kommunen sollten sich zum Kitagipfel treffen, sobald das Thema durch ist, schlägt Preukschat vom NRW-Elternbeirat vor. Ziel: gemeinsam beraten, wie die Situation im Kitabereich verbessert werden kann, und weitere Streiks vermeiden. Zunächst muss jedoch der aktuelle Arbeitskampf geschlichtet werden. Den Eltern ist bewusst, dass die Streiks nur ausgesetzt werden. Pyrkas Petition im Netz läuft erst einmal weiter.ANNA LEHMANN