POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird freudig in Hellersdorf drauflosgegendert – dortselbst nämlich wird Nadine Lantzsch in der Alice-Salomon-Fachhochschule (Alice-Salomon-Platz 5, 16.30 Uhr) ihr Buch „Queer_Feminismus. Label & Lebensrealität“ vorstellen, das sie gemeinsam mit Leah Bretz verfasst hat. Sie wird also auf der Veranstaltung zunächst den Begriff Queer_Feminismus erklären und dann anschließend erläutern, welche Aktions- und Widerstandsformen unter dem Begriff subsumiert werden.

Der Freitag dann wird, wie die beiden darauf folgenden Tage, ganz unter dem Zeichen der 13. Linken Buchtage Berlin stehen, die bereits seit 14 Jahren stattfinden (mit einem Jahr Unterbrechung). Im ganzen Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, Freitag ab 17 Uhr) wird auf etwas mehr als 45 Veranstaltungen, auf dem Hof und im Clash-Biergarten, gelesen, geschaut, geblättert und diskutiert, gestritten und versöhnt, getrunken und gelacht. Diverse linke Verlage aus dem deutschsprachigen Raum präsentieren ihre Bücher und Programme, dutzende Autor_innen lesen oder tragen ihre Thesen vor, es gibt eine Comicausstellung, einen Kinder-/Jugendbuchbereich und sogar noch eine Aufführung der „Asyl-Dialoge“ im Mehringhof-Theater, an jedem Abend wird dann erfahrungsgemäß auch noch länger und ausgeglichen gefeiert. Und der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos.

In diesem Zusammenhang soll an dieser Stelle aber auch noch mal auf die Ausstellung „Bleilettern aus Kreuzberg erobern die Welt“ nachdrücklich empfohlen werden, die an diesem Wochenende dort ebenfalls zu besichtigen ist – und die sich mit der Vergangenheit der Schriftgießerei H. Berthold sowie den Lebensbedingungen der in diesem Unternehmen zur Sklavenarbeit gezwungenen Zwangsarbeiter_innen auseinandersetzt.

Am Montag dann wird in der Lunte (Weisestraße 53, 20 Uhr) unter dem alles und nichts aussagenden Titel „Diskurspolizei“ die folgende Frage aufgeworfen: „Welcher Rahmen wird unserem Argumentieren und Handeln auferlegt?“ Wenn man jedoch seine Ideologiekritik (wenn das denn überhaupt eine sein soll) gleich so apodiktisch fasst, dann hat sich die Hoffnung auf das freie Denken den Menschen ja wohl erledigt. Ob das die Veranstalter_innen wirklich annehmen? Es fragt sich dann auch, wie die Veranstalter_innen dem Zwang entkommen sind.

Am Mittwoch schließlich wird die „Politische Urban Art in Neukölln“ besichtigt, das Graffitiarchiv wird dafür weit in die Geschichte zurückgehen und die Straßenkunst seit der Weimarer Republik beleuchten (Friedel 54, 20 Uhr).