MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Am Samstag gibt es ja einen recht prominent besetzten Kick in der Stadt, auf den man sich durchaus auch musikalisch vorbereiten kann – mit der Einübung der entsprechenden Vereinshymnen: „El Cant del Barça“ kommt dabei mit einem flotten Fahrtenliederappeal daher, zu dem man notfalls auch fröhlich marschieren kann, wenn da – auf Katalanisch natürlich – gesungen wird: „Spieler! Fans! Gemeinsam sind wir stark. Viele geopferte Jahre. Viele gefeierte Tore. Und das ist bewiesen, das ist bewiesen, dass niemand uns besiegen kann.“ Ja, „Barça, Barça, Barça“. Dagegen hört sich das Turin-Lied „Juve – Storia di un grande amore“ mit dem „Juve, Geschichte einer großen Liebe. Weiß, das Schwarz umarmend, Juve, du wirst immer sein“ doch nach arg mildem Italopop aus der Al-Bano-und-Romina-Power-Liga an. Muss man halt mit sich selber ausmachen, welcher der Hymnen man nun sein Herz schenken will. Passende Mitsingpartner finden sich vielleicht auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, auf der man sich ab heute rumtreiben darf. Wer dort aber den Kick selbst sehen möchte am Samstag, muss wissen, dass man nichts sieht. Zumindest nicht das Spiel. Am Brandenburger Tor wird es nämlich keine Liveübertragung der Partie Barça gegen Juve auf der Leinwand geben, was doch ein wenig über die Sinnfälligkeit dieser Fanmeilenveranstaltung nachdenken lässt.

Wer sich aber sowieso weniger für Fußball interessiert und mehr für Musik, kann am Samstag a) zu Faith No More in der Zitadelle Spandau gehen, also den legendären Crossover-Göttern für das aufgeklärte Headbangen (Am Juliusturm, 19 Uhr, 49 €), oder b) zum Warm-up-Konzert zum „Jenseits von Millionen“-Festival (das am ersten Augustwochenende auf der Burg Friedland in der Niederlausitz stattfindet), wo es im Antje Øklesund den auch für Calexico-Hörer geeigneten atmosphärischen Postrock von Hemm Rohm gibt, einer noch frischen Berliner Band, und den schön die Straße runtertänzelnden Postrock von Kiriloff dazu (Rigaer Str. 71–73, 20.30 Uhr), oder man stellt sich c) sogar der Mördergrubenmusik von Sutcliffe Jugend (die manchmal auch angeschärfter als Sutcliffe Jügend firmieren), einer Whitehouse-Abspaltung, die seit den Achtzigern für düsteres und ungemütliches Plingen und Hämmern aus der Maschinenhalle des Industrial-Noise und der Electrohölle steht. Das dann im Neuköllner NK (Elsenstr. 52, 21 Uhr).

Auch was ganz Besonderes: Eric Chenaux hat die Experimentatorengitarrenklasse von einem Fred Frith und Marc Ribot, und dazu ein Herz für pop-affine Lieder, die er fast wie ein Robert Wyatt singt. Eine seltsame, eine berückende Musik, am Montag im Roten Salon (Rosa-Luxemburg-Platz, 21 Uhr, 13 €).