Verdi droht der Post mit unbefristetem Streik

TARIFKONFLIKT Gewerkschaft setzt dem Konzern Ultimatum bis Donnerstagnachmittag

BERLIN taz | Der Countdown läuft. Noch bis Donnerstagnachmittag um 16 Uhr hat die Deutsche Post Zeit. Das ist das Ultimatum, das die Gewerkschaft Verdi gesetzt hat. Nimmt der frühere Staatskonzern bis dahin den Vorschlag von Verdi an, ist der seit Monaten schwelende Tarifkonflikt beendet. Falls nicht, droht der unbefristete Streik.

„Die Konzerntarifkommission hat heute beschlossen, dass bei einer Ablehnung des Angebots durch die Deutsche Post AG die Tarifverhandlungen gescheitert sind“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am Mittwoch.

Kernpunkte des von Verdi vorgelegten Angebots sind die Rückkehr von mehr als 6.000 ausgegliederten Paketzustellern in den Haustarifvertrag und eine Verlängerung der Schutzregelungen zu Kündigungen und Fremdvergabe. Statt der bislang geforderten Lohnerhöhung um 5,5 Prozent verlangt die Gewerkschaft jetzt nur noch eine Einmalzahlung von 500 Euro zum 1. August 2015 und 2,7 Prozent mehr Lohn ab dem 1. August 2016.

Die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung von 38,5 auf 36 Stunden für die insgesamt 140.000 Tarifbeschäftigten bei der Post ist ebenfalls vom Tisch. Außerdem ist Verdi zu einer strukturellen Veränderung der bestehenden Entgelttabelle für alle neu eingestellten Beschäftigten bereit. Danach sollen sie künftig nicht mehr nach zwei, sondern erst nach drei Jahren in die jeweils höhere Berufserfahrungsstufe eingruppiert werden – was Lohneinbußen zur Folge hätte.

Die Post reagierte zurückhaltend. „Wir werden bei aller Skepsis das Angebot ernsthaft prüfen und dann eine Antwort geben“, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Wann das sein werde, ließ er offen. „Das Ultimatum interessiert uns nicht.“ Dass die Post den Verdi-Vorschlag annimmt, ist unwahrscheinlich. In einer ersten Reaktion hatte Personalvorstand Melanie Kreis das Angebot bereits am Dienstag als „Mogelpackung“ bezeichnet, die „keines unserer Probleme“ löse.

Seit Ende Januar herrscht Kampfstimmung zwischen Verdi und dem Bonner Konzern. Das DAX-Unternehmen will bis 2020 rund 10.000 Paketzusteller einstellen, allerdings nicht zum üblichen Haustarif, sondern zum wesentlich schlechter dotierten Tarif des Speditions- und Logistikgewerbes. Dafür hat die Post extra die Delivery GmbH mit 49 Regionalgesellschaften gegründet. Das wollen die Gewerkschafter nicht hinnehmen. In sechs Verhandlungsrunden, begleitet von Warnstreiks, konnte keine Annäherung erreicht werden.

Die Post solle Verdi nicht unterschätzen, warnte Gewerkschaftssprecher Jan Jurczyik. Bisher habe sich der Arbeitskampf nur „auf dem Gebiet der Nadelstiche“ bewegt, sagte er der taz. „Da können wir auch noch viel mehr.“ PASCAL BEUCKER