„Ich kämpfe noch“

COMIC Der tasmanische Zeichner Simon Hanselmann bewältigt die Kleinstadt-Depression

■ 33, hat eine Hexe, einen Kater und eine Eule mit Sex- und Drogenproblemen in einer tasmanischen Kleinstadt angesiedelt.

taz: Sie haben gesagt, „Megg, Mogg & Eule – Hexe total“ sei kein hübscher Comic – wie würden Sie ihn stattdessen beschreiben, Herr Hanselmann?

Simon Hanselmann: Es ist Comedy und zugleich ist es realistisch. Ich nehme da Erfahrungen aus meinem eigenen Leben auf, dem Aufwachsen in einer tasmanischen Kleinstadt. Das Leben dort kann ziemlich deprimierend sein. „Megg, Mogg & Eule“ ist wie die Simpsons – nur ein bisschen furchtbarer.

Waren andere Comics für Sie inspirierend?

Ich bin mit europäischen Comics wie Asterix und Obelix und Tintin aufgewachsen, aber das ist dem, was ich mache, nicht sehr ähnlich. Ich habe auch eine Menge Underground-Comics gelesen. Aber tatsächlich habe ich das meiste aus meinem Leben und dem meiner Freunde gezogen.

Diese Erfahrungen sind zum Teil ziemlich bitter: sexueller Missbrauch und der Umgang der Figuren miteinander ist nicht gerade freundlich. Wie leicht fällt es Ihnen, das alles zu Papier zu bringen?

Manchmal ist es hart. Ich arbeite gerade an einem Strang, in dem Megg bei ihrer Mutter ist, die ziemlich tief in ihre Drogenabhängigkeit verstrickt ist. Das ist ziemlich persönlich, weil ich immer noch mit der Drogenabhängigkeit meiner eigenen Mutter zu tun habe. Aber es hilft auch, es auf Papier zu bringen, es macht es weniger wirklich.

Glauben Sie, dass diese Mischung aus Dunklem und Lustigem Ihre Comics international so erfolgreich macht?

Ich vermute es. Eine Menge meiner Lieblings-Comedys sind sehr düster. Zugleich bin ich überrascht über den Erfolg. Es ging alles ziemlich schnell, „Megg, Mogg & Eule“ ist nun in neun Sprachen übersetzt. Es ist immer noch wie ein Traum.

Sie haben einmal gesagt, Sie könnten die überbordende Maskulinität in den Comics nicht ertragen – und seien als Mann selbst nicht frei davon. Ihre weibliche Hauptfigur, Megg, die Hexe, wirkt auf den ersten Blick ziemlich unabhängig und selbstbestimmt.

Ich bin ein Mann, bin in der westlichen Medienwelt aufgewachsen, die von Männern kontrolliert wird. Ich hasse einen gewissen arroganten Männer-Typ und wollte selbst nicht ein traditioneller Mann werden, empfand aber viel Druck, genau das zu tun. Ich kämpfe noch und versuche mein Bestes.  INTERVIEW: GRÄ

Signierstunde: 18 Uhr, Strips & Stories, Seilerstr. 40. Ausstellung: 21 Uhr, Golden Pudel Club; Live-Konzert mit Hanselmann: ab 22 Uhr