Zeugen gegen Bundespolizisten gesucht

AUFRUF Die mutmaßlichen Opfer rassistischer Misshandlungen durch einen Bundespolizisten in Hannover haben sich noch nicht gemeldet. Die Staatsanwaltschaft vermutet sie aber in Deutschland

„Die Aussagen der beiden möglichen Opfer sind von besonderer Bedeutung zur Aufklärung der Vorwürfe“

THOMAS KLINGE, OBERSTAATSANWALT

Bei den Ermittlungen gegen einen Bundespolizisten wegen möglicher Misshandlungen von Flüchtlingen in Hannover sucht die Staatsanwaltschaft weiter nach den beiden potenziellen Opfern. „Wir konnten sie leider noch immer nicht auffinden“, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. „Wir sind aber weiter guter Hoffnung, sie bald antreffen zu können.“ Er gehe nach wie vor davon aus, dass sich die Männer aus Marokko und Afghanistan noch in Deutschland aufhalten.

Ein Bundespolizist soll im vergangenen Jahr die beiden Männer auf der Wache im Hauptbahnhof in Hannover geschlagen und gedemütigt haben. Unter anderem soll er die Männer mit muslimischem Hintergrund gezwungen haben, verdorbenes Schweinefleisch vom Boden zu essen.

Der Polizist soll seine Vergehen auf mit seinem Handy gemachten Fotos dokumentiert haben, auf denen auch zu sehen ist, dass andere Personen dabeistanden. Später soll der Mann mit seinen Taten in Kurznachrichten per What’s App geprahlt haben.

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen den Beamten unter anderem wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt. „Die Aussagen der beiden möglichen Oper sind von besonderer Bedeutung zur Aufklärung der Vorwürfe“, so Klinge.

Bereits vernommen wurden inzwischen zahlreiche andere Zeugen, darunter auch die beiden Polizisten, die die Anzeige gegen den Bundesbeamten erstattet hatten. Durch ihre Anzeige waren die Vorfälle überhaupt erst öffentlich bekannt geworden.

Der beschuldigte Polizist soll außerdem 2013 einen Kollegen im Aufenthaltsraum der Wache mit einer entsicherten und geladenen Dienstwaffe bedroht und ihn zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben.  (dpa)