Eine Chance für den Außenseiter

RELEGATION Holstein Kiel könnte in die 2. Fußball-Bundesliga aufsteigen. Dann müsste sich vieles ändern

Am morgigen Dienstag ist es so weit: Das Relegations-Rückspiel wird um 20.30 Uhr in der Münchner Allianz-Arena angepfiffen. Wenn Holstein Kiel dort gegen 1860 München gewinnt oder ein Unentschieden mit Toren erreicht, steigt der Club in die zweite Fußball-Bundesliga auf.

Dann müsste in Kiel einiges passieren. Geschäftsführer Wolfgang Schwenke hat schon vor Monaten Pläne erarbeitet, um die Lizensierungsauflagen der Deutschen Fußball-Liga in der 2. Liga zu erfüllen. West- und Gegentribüne des alten Holstein-Stadions sollen aufgestockt, die Osttribüne sogar ganz abgerissen und neu gebaut werden, um die Mindestanforderung von 15.000 Plätzen zu erreichen. Auch das Flutlicht, die Spielerkabinen und die Medienbereiche müssten den erhöhten Anforderungen angepasst werden, wofür der Verein mit Kosten von drei bis 3,5 Millionen Euro rechnet.

Finanziert werden sollen die Umbauten durch gestiegene Fernseh- und Sponsorengelder sowie moderat erhöhte Ticketpreise.

Doch es steigen auch die Ausgaben: In den Spielerverträgen sind kräftige Gehaltssprünge für den Aufstiegsfall vorgesehen und es müssten ein Fan- und ein Sicherheitsbeauftragter eingestellt werden. Finanziell wäre die KSV in der Zweiten Liga ein absoluter Außenseiter. Selbst nach einer Verdopplung wäre der Etat noch der kleinste der Liga. Dass sie aus wenig Geld viel machen können, bewiesen die Kieler Verantwortlichen in der ablaufenden Saison: Platz drei erreichten sie mit einem Etat aus dem unteren Drittel.

Einen ersten sportlichen Vorgeschmack auf die Zweite Liga gab es am vergangenen Freitag im Holsteinstadion. Die Kieler quälten sich im Relegations-Hinspiel gegen 1860 München, drittschwächste Mannschaft der Zweiten Liga, zu einem trostlosen 0:0. Darüber hinaus verlassen mit Kapitän Rafael Kazior und Patrick Breitkreuz, der als verlässlicher Joker sechs Tore zum Erreichen der Relegation beisteuerte, zwei Leistungsträger den Verein.

Falls es dieses Jahr nicht reichen sollte, gilt es daher keinesfalls als sicher, dass die Kieler auch in der nächsten Saison wieder um den Aufstieg mitspielen können. Somit bietet sich am Dienstag die außergewöhnliche Chance, mit einem Sieg Historisches zu erreichen.JONAS FREUDENHAMMER