UNTERM STRICH

Erinnerungen zulassen, auch schreckliche an einen Krieg, bis man in die Gegenwart eintreten kann – das zu erzählen ist eine Stärke der deutsch-kroatischen Autorin Marica Bodrozic, die am Sonntag in Weimar mit dem diesjährigen Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet worden.

Die 1973 in Svib geborene Schriftstellerin leiste mit ihren epischen und essayistischen Werken einen maßgeblichen kulturellen Beitrag zur Neuordnung Europas nach 1989, hieß es in der Begründung der Jury. Die Auszeichnung ist mit 15.000 Euro dotiert. Von der Transformation Europas und dem „gefährdeten Weg der Freiheit in den südost- und mitteleuropäischen Staaten“ erzähle sie auf eine eindringliche, realistische und zugleich poetisch-fantasievolle Weise, hieß es. Beispiele dafür seien die Erzählungen „Tito ist tot“ (2002) und „Der Windsammler“ (2007) sowie die Romane „Das Gedächtnis der Libellen“ (2010) und „Kirschholz und alte Gefühle“ (2012).

Die Wahl der Regisseurin Jeanine Meerapfel (siehe S. 2) zur Präsidentin der Akademie der Künste in Berlin und der Schriftstellerin Kathrin Röggla zur Vizepräsidentin hat die Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu einer steilen These gebracht – Kultur werde weiblicher in Deutschland: „Die Wahl ist ein Meilenstein“, sagte Grütters, „nach mehr als 300 Jahren übernehmen erstmals zwei Frauen die Leitung der Akademie der Künste – es freut mich, dass gerade durch diese markanten Positionen die Kultur in Deutschland weiblicher wird.“ Wir gratulieren besonders Kathrin Röggla, die auch schon für die taz geschrieben hat und mit scharfem Auge Prozesse der Entsolidarisierung und Entdemokratisierung beobachtet. Neu in den Senat der Akademie der Künste gewählt wurde auch Rosa von Praunheim als Direktor der Sektion Film- und Medienkunst.