VOR ALLEM SCHWERE GITARREN UND AUFGEWÜHLTE WEIßE MÄNNER
: Schnell ins Konzert!

Andreas Schnell

Heute wird’s wieder eng. Zeitlich gesehen. Denn möglicherweise ließen sich die beiden Konzert-Highlights des Samstagabends zumindest partiell miteinander verbinden. Für 20 Uhr (Einlass) ist im Tower das Konzert der norwegischen Band Spidergawd angekündigt, die nicht nur deswegen einen Besuch wert sind, weil bei ihnen Bent Saether und Kenneth Kapstad mitspielen, die ansonsten auch bei Motorpsycho aktiv sind. Sondern auch, weil Spidergawd eine überwiegend ganz tolle schwere, psychedelisch kontaminierte Rockmusik spielen, die auch vor Saxofonen nicht haltmacht. Wenn diese Herren indes die gleiche Ausdauer im Improvisieren haben wie Motorpsycho, wird es eng mit dem zweiten Konzert des Abends.

Der besteht vor allem in einem der zuletzt extrem seltenen Auftritte der Schwarzwälder Noise-Rock-Koryphäen mit dem schlichten Namen Kurt, die ab 21 Uhr mit ihren Seelenverwandten Telemark in der Friese spielen. Beide Bands stehen für eine dringliche Musik nach Hardcore, die zwar bisweilen durchaus sehr laut daherkommt, aber gebrochener, sich nicht mit dem juvenilen Fäusterecken, dem verschwitzten Kampf im Moshpit bescheidend. Was ja gründlich zur Pose erstarrt ist.

Wie Hardcore heute noch gehen kann, zeigen La Dispute am Dienstag ab 20 Uhr im Tower. Zwar wird das Quintett aus Michigan gern unter dem bescheuerten Label „Emotional Hardcore“ (kurz: Emo) geführt – aber Hand aufs Herz: Wann ist Hardcore schon einmal nicht emotional gewesen?! Und auch wenn der Begriff auf La Dispute angewendet nicht völlig falsch auf eine Spielweise harter Rockmusik verweist, die um 1985 vor allem in Washington, D.C., entwickelt wurde. Allerdings reichen ihre musikalischen Interessen deutlich darüber hinaus. Blues und Dub hörte die Kritik heraus, auch eine Neigung zur Spoken-Word-Performance und zu vergleichsweise unorthodoxen Songaufbauten sind aktenkundig. Das Vorprogramm bestreiten Two Inch Astronaut aus Maryland.

Noch mehr Punk gibt es am Mittwoch bei Rise Against im Pier 2, das Konzert ist allerdings schon ausverkauft. Weiter geht es am Donnerstag mit Thrash und Death Metal im Bluesclub Meisenfrei, wo ab 20 Uhr Coffin To Go und Skulled auftreten. Was immerhin beweist, dass auch die extremen Spielarten der Gattung ein Plätzchen für Humor haben.

Ebenfalls am Donnerstag im kuschligen Ambiente der Heldenbar (im Cinema) ab 21 Uhr das charmant noir-schlagereske Duo Gestatten, Schulz und ab 20 Uhr im Tower die schwedischen Retro-Rocker Siena Root.

Und am Freitag (ab 20 Uhr) ist die afrikanische Jazz-Legende Hugh Masekela wieder mal in der Music Hall Worpswede zu Gast.