DIE WERBEPAUSE
: Der Nagel-Marker

Edding. Die Stift gewordene Jugenderinnerung an so manche lahme Fete (angemalte Gesichter) oder öde Schulstunde (angemalte Fingernägel). Scheinbar ewig hielten die Marker der Ahrensburger Firma. Montags konnte so immer auf amüsantem Weg entschlüsselt werden, wer am Wochenende wieder der Angesäuseltste auf der Party gewesen und vorübergehend weggepennt war. Schemenhaft konnte man Filzstiftreste von aufgemalten Schnurrbarthaaren oder Penissen in den Gesichtern einiger Klassenkameraden erkennen. Damals hat man das ja irgendwie wirklich total witzig gefunden.

Der Schreibwarenhersteller wagt sich nun aber auf vollkommen neues Terrain. Bepinselt werden sollen künftig nicht mehr picklige Teenagergesichter, sondern elegante Fingernägel – mit Edding L.A.Q.U.E. Damit wolle die Firma nun endlich auch in Sachen Schönheit Maßstäbe setzen: „mit dem Edding unter den Nagellacken – Power statt Püppchen!“ Angepeilt werde die Zielgruppe der selbstbewussten, starken Frauen, die mit ihrer Persönlichkeit Statements setzen wollen. Und davon gibt es schließlich allerhand – der Absatzmarkt ist entsprechend groß.

Aha. Auf eine gewisse Art ist das ja naheliegend, Marker und Lacke sollen besonders haltbar sein und möglichst lange farbintensiv bleiben. Beim Nagellack-Marker aber stellt sich die Frage: Schwächelt das Schreibwarengeschäft, oder warum dieser unerwartete Richtungswechsel in die Kosmetiksparte? Und wer will sich schon die Nägel mit Produkten verschönern, deren Hersteller eigentlich auf Reifen- und Bohrlochmarker spezialisiert ist?

Übrigens, für das Entfernen der Farbe muss noch auf die Konkurrenz zurückgegriffen werden. An einem Nagellackentferner werde aber schon gearbeitet. Fragt sich nur, ob das eigentlich so eine schlaue Strategie ist. Denn wenn der Nagellack ganz einfach abzulösen wäre – ginge das dann nicht auch mit den Permanentmarkern der Firma? MAB