Nicht schön

FUSSBALL Unterschiedlicher geht’s kaum: Die Hertha schafft den Klassenerhalt mit mehr Glück als Verstand – Union punktet solide

VON JENS UTHOFF

Berlin geht in die Sommerpause. Na gut – nur die Fußballklubs. Während an der Spree dann endlich richtiger Fußball gespielt wird – kommenden Samstag das DFB-Pokalfinale und in der Woche darauf das Champions-League-Finale –, können im Westend bei Hertha und in Köpenick bei Union die Weichen für die nächste Saison gestellt werden.

Dafür, dass die Hertha trotz 1:2-Niederlage in Hoffenheim mit Platz 15 den direkten Klassenerhalt geschafft hat und nicht in die Verlängerung – sprich: Relegation – muss, konnte das Team zuletzt am allerwenigsten: Mit sieben sieglosen Spielen gab es ein Top-Bewerbungszeugnis für Liga zwei ab – nur die anderen spielten zuletzt so, dass Hertha drinbleibt. Bis zum Ende gaben sich Spieler wie Verantwortliche dabei seltsam sorglos – um ein Haar wäre das schiefgegangen.

Trainer Pál Dárdai, der nach den jüngsten Äußerungen von Manager Michael Preetz wohl auch in der kommenden Saison auf der Bank sitzen soll, sagte nach dem Klassenerhalt in Sinsheim wahre Worte: „Es war nicht schön“, erklärte er, „aber wir haben es geschafft.“ Der erste Satz lässt sich dabei fast auf die gesamten 34 Spieltage münzen: Bis auf eine kurze Phase, nachdem Dárdai übernommen hatte, hat Hertha kaum mal sehenswerten Fußball gespielt. Dass man dabei zwar nicht mehr ganz junge, aber doch überdurchschnittlich begabte Spieler wie John Heitinga und Salomon Kalou nicht integrieren konnte, war vielleicht ein entscheidender Faktor. Denn eigentlich wollte man doch eher oben angreifen, als irgendetwas mit dem Abstieg zu tun zu haben. Eigentlich.

Keine neue Einkaufstour

Nun steht man vor dem Problem, dass Spieler wie Kalou, Heitinga oder Ronny bislang nicht erfüllen, was man sich von ihnen erwartet hat (bei Letzterem zumindest in Liga eins), sie aber alle noch Vertrag haben. Derzeit sieht es nicht so aus, als könnte man einen der drei verkaufen. Man wird die Gutverdiener weiterbeschäftigen müssen, ohne dass sie der Mannschaft viel helfen. Eine neue große Einkaufstour gibt es in der kommenden Transferperiode wohl nicht. Schwerer wiegt aber, dass Hertha zuletzt – vor allem unter Jos Luhukay, aber auch gegen Ende unter Dárdai – jede spielerische Vision fehlte. Dárdai wird, so er bleibt, für irgendeine Art von Fußball stehen müssen – nicht bloß für eine starke Defensive.

Bei Union, eine Etage tiefer, verläuft der Trend genau andersherum: Man verlor nur eines der letzten neun Spiele (gegen Aue, als es bereits um nichts mehr ging). Nach einem 2:0 gegen Braunschweig schließt man die Saison solide als Siebter ab und hat schon am Kader für die nächste Saison gebastelt. Mit Dennis Daube wechselt ein überdurchschnittlicher Zweitliga-Profi von St. Pauli an die Alte Försterei. Kapitän Damir Kreilach und Mittelfeldspieler Michael Parensen bleiben, der geliehene Offensiv-Allrounder Maximilian Thiel kommt endgültig aus Köln nach Berlin. Björn Jopek hingegen verlässt den Verein. Wichtig wird noch sein, ob Sebastian Polter, der bisher aus Mainz geliehen war und eine tolle Rückrunde spielte, bleiben kann.

Nach der letztlich gelungenen ersten Saison unter Trainer Norbert Düwel verkündete Präsident Dirk Zingler hingegen wieder einmal an, dass die Ansprüche des Klubs künftig höhere sind: „Auf Dauer kann es nicht unser Anspruch sein, im Niemandsland der Tabelle zu landen“, sagte der Union-Chef. „Wir wollen zu den Top 20 in Deutschland gehören.“ Berlin könne zwei Erstligisten vertragen, erklärte er. Vorerst kann es sich freuen, dass es überhaupt einen hat.