LESERINNENBRIEFE
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Selbstständig denken

■ betr.: „Volksbegehren für mehr Schule: ‚Wer darf unterrichten?‘“, taz.de vom 20. 5. 15

Eine Unterrichtsgarantie ist meiner Meinung nach nur dann sinnvoll, wenn der Unterricht selbst Sinn ergibt. Beim Lesen habe ich mich beispielsweise gefragt, ob die Prüfungsvorbereitung der Oberstufenschüler und die Teilungsstunden im Zuge des Förderunterrichts wirklich gleichbehandelt werden sollten. Eine gute Prüfungsvorbereitung setzt meiner Ansicht nach nicht unbedingt die Anwesenheit eines Lehrers voraus. Eine gute Förderung hingegen schon.

Oberstufenschüler könnten, wenn man unter einer „guten Prüfungsvorbereitung“ nicht nur stumpfes Auswendiglernen bestimmter Inhalte und Formen versteht, durchaus im Selbststudium erfolgen. Im Betrieb und an der Uni muss der Absolvent ja schließlich auch ganz oft alleine denken. In der Schule sollte er das ohnehin lernen. Warum also nicht im „Ernstfall“? Fragen, die sich beim selbstständigen Lösen von Aufgaben ergeben, könnten ja beantwortet werden, wenn der Lehrer wieder da ist. Vorausgesetzt, das „System“ verlangt dann nicht von allen, dass sie doppelt so viel pauken.

Mit den Teilungsstunden ist das anders, denke ich. Im Grundsatz geht es dabei darum, das selbstständige Denken und Arbeiten erst einmal zu lernen in der intensiven Lehrer-Schüler-Interaktion. Fallen solche Stunden aus, weil Lehrer „springen“ müssen (womöglich gar in völlig fremde Fächer), gibt es in der Oberstufe jene Selbständigkeit nicht, die angeblich allenthalben händeringend gesucht wird. Dann bleibt nur das stupide Büffeln im Rhythmus eines in regelmäßigen Abständen auf den Katheder sausenden Rohrstocks. mowgli, taz.de

Gegen kritische Kräfte

■ betr.: „Linke Szene in Berlin: Sie strömen weiter“, taz.de vom 21. 5. 15

Als die Antifaschistische Linke Berlin sich letzten Herbst aufgelöst hat, hat sie selbstkritisch festgestellt, dass sie es nicht geschafft hat, sich gegen Überwachung aufzustellen. Nun frage ich mich, ob es die Interventionistische Linke schafft, sich zu diesem genuin linken Thema zu positionieren und auch in Erscheinung zu treten. Die globale Überwachung durch die Geheimdienste wird sich zuerst gegen kritische Kräfte wenden und progressive Strömungen zukünftig noch stärker strangulieren. Heute hier nicht zu intervenieren, bedeutet den vorweggenommenen Tod. In einer totalitären Gesellschaft wird kritischer Widerstand kaum mehr möglich sein. ingox, taz.de

Pseudoneutraler Ton

■ betr.: „Linke Szene in Berlin: Sie strömen weiter“, taz.de vom 21. 5. 15

Sehr geehrter Herr Peter, zunächst ist eine rein sachliche Beschreibung, was in der linken Szene passiert, zu begrüßen. Sie ist informativ und greift eine relevante Strömung in dieser unseren Stadt auf. Das gebietet die journalistische Sorgfalt, die ich an der taz schätze.

Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist, in welchem bürokratisch-pseudoneutralem Ton ganz nonchalant unter den Tisch fällt, mit welchen Methoden große Teile der Antifaschistischen Linken Berlin und nun der Interventionistischen Linken gegen politische Gegner vorgehen. Und hiermit meine ich demokratisch gesinnte politische Gegner. Man stelle sich eine derartige Gleichgültigkeit einmal vor, wenn es um das entgegengesetzte politische Spektrum ginge.

Realpolitiker, taz.de

Spackige Autofahrer

■ betr.: „Blockierte Radwege: Radler hinter, vor und neben Gittern“, taz.de vom 15. 5. 15

nur so als allgemeiner tip: radfahren ist auf der fahrbahn, also der straße, am allersichersten. radwege sind immer zu meiden. auf der straße genau in der mitte der spur fahren, wenn rechts autos parken oder fahrzeuge von hinten tendieren, zu knapp an einem vorbeizufahren und den weg zu schneiden. nerviges gehupe von spackigen autofahrern, die sich ihrer privilegien beraubt fühlen oder einfach nur mal den macker machen wollen, lässig ignorieren (sehr gern gesehen: hupen, drängeln und pöbeln, obwohl die linke von zwei spuren völlig frei ist). das ist nicht nur legal (was manche polizisten noch gar nicht wissen!), das ist der beste und sicherste platz für radfahrer. the real günni, taz.de