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Diener der Datenkraken

DEVOT Springer, Spiegel, FAZ – sie werfen sich Google und Facebook an den Hals, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Damit geben sie sich selbst auf

Zwei Nachrichten erschüttern in diesen Wochen die Welt der Medienmacher: Ende April kündigte Google an, für einen gemeinsamen Entwicklungsfonds, genannt „Digital News Initiative“, mit zunächst acht namentlich erwähnten europäischen Verlagspartnern (darunter der britische Guardian, die spanische El País, aus Frankreich Les Echos, von hier die FAZ und die Zeit, nicht aber z. B. Spiegel und Springers Bild) 150 Millionen Euro bereitzustellen.

Google will damit Entwicklungshilfe für die digital zurückgebliebene Publizistik in der Alten Welt liefern und störenden Konflikten um Leistungsschutzrechte, ausbleibende Werbeerlöse und abhandenkommende Leserschaften entgegenwirken. Google tritt damit quasi als Generalverleger auf, der das Modell der Zukunft bestimmt, wie Journalismus nach dem Zusammenbruch des analogen Systems finanziert werden muss. Nämlich zu den Bedingungen seines Algorithmus, und dafür lindert es mit 0,2 Prozent seines Umsatzes das Leiden der Verlage. Und diese willigen, ratlos angesichts ausbleibender Alternativen, in einem Akt primitiver protomerkantiler Problemlösungsreflexe dankbar ein.

Die zweite Meldung kommt aus der gleichen Richtung: Seit Anfang Mai bietet Facebook den Verlagen an, ihre publizistischen Stücke genau jenen Lesewilligen auf ihrem Facebook-Account anzubieten, die der Facebook-Algorithmus als für jene interessant erkannt hat – Projekt „Instant Articles“. Dazu gibt es dann eine Provision für die Verlage für von Facebook akquirierte Anzeigen oder wahlweise 100 Prozent der verlagseigenen Anzeigen. Dieses Angebot erging zunächst quasi komplementär zum Google-Deal an Springers Bild und Spiegel Online, deren Webseiten aus Facebook-Sicht am ehesten als Nachrichtenagenturen fürs ganze Volk eine prägende Veröffentlichungskultur darstellen. Auch hier dominiert für die darbenden Verlage die Hoffnung, das alte Geschäftsmodell, Werbeanzeigen finanzieren die Kosten für Journalisten, in die neue digitale Zeit retten zu können. Der Verlust der Entscheidungshoheit, was die Marke ihrem Publikum zeigen und zumuten will, wird dabei dem Altar purer pekuniärer Prosperität geopfert.

Tja, und die Kurven dort oben? Sie zeigen die Dramatik, unter der sich der Entscheidungsdruck der Verlage, ihre Selbstständigkeit und letztlich ihr Profil aufzugeben, entfaltet. Der taz ist der Zutritt zu diesem Markt, fast könnte man meinen glücklicherweise, versperrt. Nur die großen meinungsbildenden Publikationen nehmen teil, gruselig, daran zu denken, welche Meinung da dereinst gebildet wird. Die Alternative bietet die taz selbstbewusst und auf dem Hintergrund von 36 Jahren Erfahrung mit der solidarischen Methode: Ihre Lesercommunity finanziert von Beginn an die Unabhängigkeit ihres Redaktionskollektivs. Das ist der rote Faden unseres Modells. Knüpfen Sie an, werden Sie Teil dieses Netzwerkes der Selbstbehauptung, werden Sie der oder die 15.000. taz GenossIn. Oder entscheiden Sie sich für ein freiwilliges Abonnement von taz.zahl ich. ANDREAS BULL

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