Einblick (572)

Albrecht Schäfer, Künstler

■ Albrecht Schäfer, 1967 in Stuttgart geboren, studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, am Chelsea College of Art in London und an der Akademie der Bildenden Künste in München. An der Kunsthochschule Weißensee hat er seit 2010 eine Professur. Schäfers Kunstwerke, oft aus alltäglichen Materialien, beziehen sich häufig auf den Ausstellungsraum.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

AS: Jiri Kovanda in der DAAD Galerie – ein fast zufällig wirkendes, sehr subtiles Arrangement von Fundstücken. Parallel konnte man im Tschechischen Kulturinstitut in einer Überblicksausstellung sehen, wie variationsreich, humorvoll und mit was für sparsamsten Mitteln Kovanda sich seit den 70er Jahren der unscharfen Grenze von Alltag und Kunst widmet.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

„Moses und Aaron“ von Arnold Schönberg in der Komischen Oper. Es gibt dort einen riesigen Chor, der sich fast die ganze Aufführung über wabernd wie ein Tier mit 200 Köpfen über die Bühne bewegt und Zwölftonmusik von größter Komplexität singt. Überwältigend. Die letzte Aufführung ist am 7. Juli.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Zu Hause liegt der Freitag auf dem Tisch, aber ich lese lieber Zeitung in Cafés. Zufälligerweise oft die taz in der Mittagspause bei Beumer und Lutum in Kreuzberg. Dort liegt immer ein einziges Exemplar der taz, das intensiv in Teile zerlegt und an verschiedenen Tischen gleichzeitig gelesen und ausgetauscht wird. Zuletzt hat mich Wolfgang Herrndorfs Buch „Arbeit und Struktur“ sehr beeindruckt. Er schreibt, dass er nach der Krebs-Diagnose, die ihm nur noch wenig Lebenszeit übrig ließ, angefangen hat, das Leben zu leben, das er immer leben wollte. Klingt wie ein Klischee. Wenn man das Buch liest, dann glaubt man, dass es wirklich so war.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Der Espresso morgens auf dem Weg ins Atelier und die Freundschaftsbänder meiner Töchter am Handgelenk.