Ringen um die Schlichtung

VERKEHR Bahn und GDL sind zwar im Gespräch – ob das zum Abbruch des Lokführer-Streiks führen könnte, ist aber nach wie vor unklar

Vor ihrer Verhandlungsrunde mit der Bahn erhöht jetzt auch die EVG den Druck

VON PASCAL BEUCKER

BERLIN taz | Immerhin: Sie reden miteinander. Hinter verschlossenen Türen ringen die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) um eine Annäherung in ihrem Tarifkonflikt. Ob es gelingt, noch vor Pfingsten zu einer Verständigung zu kommen, die zu einem Abbruch des derzeit laufenden neunten Streiks führt, ist allerdings nach wie vor unklar.

Am Mittwochnachmittag trafen sich Vertreter von Bahn und Lokführergewerkschaft erneut mit dem Arbeitsrechtler Klaus Bepler, um über eine Vereinbarung für eine Schlichtung zu verhandeln. „Die derzeitige Situation ist, dass wir mit der Bahn in Hintergrundgesprächen sind“, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky im Fernsehsender n-tv. „Die sind vertraulich, und mehr gibt’s dazu aktuell nicht zu sagen.“ Auch eine Bahnsprecherin verwies auf die vereinbarte Vertraulichkeit. Wie es heißt, soll das Interesse auf beiden Seiten an einer Einigung auf ein Schlichtungsverfahren gestiegen sein.

Wie angekündigt, startete die GDL ihren Ausstand im Personenverkehr am frühen Mittwochmorgen. Nach Angaben der Bahn verkehren im Fernverkehr nur noch ein Drittel und im Regionalverkehr je nach Region bis zu zwei Drittel der Züge. Besonders eingeschränkt sei der Zugverkehr in den östlichen Bundesländern – was daran liegt, dass es dort anders als im Westen so gut wie keine verbeamteten Lokführer gibt.

Viele streikbedingt ausgefallene Züge würden durch DB-Busse ersetzt, teilte die Bahn mit. Den Schienengüterverkehr bestreikt die GDL bereits seit Dienstagnachmittag. Hier hofft die Bahn, zwei Drittel der Güterzüge fahren lassen zu können.

Unterdessen lässt nun auch die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Muskeln spielen. Vor ihrer nächsten Verhandlungsrunde mit der Bahn an diesem Donnerstag in Berlin erhöht die DGB-Gewerkschaft den Druck: Um zu verhindern, dass nun auch die EVG zu Warnstreiks aufruft, müsse die Arbeitgeberseite unbedingt ein verbessertes Angebot vorlegen.

„Die angebotenen 4,7 Prozent sind uns zu wenig“, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Die EVG fordert 6 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro mehr pro Monat. Zudem hält sie die vorgeschlagene 29-monatige Laufzeit des Tarifvertrages für zu lang und lehnt es auch ab, dass der Vertrag für den Dienstleistungsbereich ein halbes Jahr später enden soll. Sie werde „keinen Abschluss akzeptieren, der ein unterschiedliches Ende von Tarifverträgen für verschiedene Berufsgruppen innerhalb des Unternehmens vorsieht“. Denn das würde zu einer Spaltung der Belegschaft führen, die die EVG auf alle Fälle verhindern wolle. Falls in den noch offenen Punkten keine Einigung erzielt werde, „wird’s bitter“, warnte Rusch-Ziemba.

Die EVG drängt auf einen schnellen Abschluss – was jedoch den Verhandlungsspielraum der Bahn gegenüber der GDL stark einengen würde, da der Staatskonzern unterschiedliche Verträge für gleiche Berufsgruppen ablehnt.