Baby-Kontrolle eingedampft

KINDERSCHUTZ In Mitte, Wandsbek und Altona spart der Senat an Hausbesuchen bei Neugeborenen

In mehreren Stadtgebieten sind Baby-Begrüßungsbesuche durch Kinderkrankenschwestern der Mütterberatung drastisch zurückgegangen. Das geht aus einer schriftlichen Anfrage der Linken hervor. So ist in Altona deren Häufigkeit im ersten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte geschrumpft. Im Bezirk Wandsbek gingen die Besuche gar um 75 Prozent zurück. In Mitte bekamen in den Stadtteilen St. Pauli, Veddel nur noch fünf, in Billstedt nur noch zwei und in Mümmelmannsberg keine einzige Familie mit Baby mehr entsprechenden Besuch.

Grund dafür ist die unzureichende Ausstattung der Bezirke für das im November eingeführte „verbindliche Einladewesen“ für verpflichtende Kinderarzttermine. Eltern, die mit ihren Kleinkindern nicht zur Vorsorge erscheinen, werden angeschrieben und aufgesucht. Der Senat hatte der Bürgerschaft bei Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes 15 Vollzeitkräfte versprochen. Tatsächlich erhielten die Bezirke nur 10,75 Stellen, wie aus der Linken-Anfrage hervorgeht. Deshalb sind nun sechs Kinderschwestern aus der Mütterberatung in Mitte, Wandsbek und Harburg mit der neuen Aufgabe betraut, die überwiegend aus Verwaltungsarbeit besteht. In Harburg wurde als Folge des Mangels die Arbeit einer Mütterberatungsstelle eingestellt, eine weitere hat sie reduziert.

Baby-Begrüßungsbesuche gelten als sinnvolle Präventionsmaßnahme, weil sie frischgebackenen Eltern den Weg zu Mütterberatung, Elternschulen und anderen Unterstützungsangeboten weisen und sich explizit nicht nur an „Problemfamilien“ richten. Dass sie nicht mehr stattfinden, habe „verheerende Konsequenzen für die frühkindliche Prävention“, kritisiert der Abgeordnete Deniz Celik (Die Linke). Der Gesundheitspolitiker fordert „flächendeckende Baby-Besuche als Regelangebot“ und will einen entsprechenden Antrag bei der nächsten Bürgerschaft zur Debatte anmelden.  KAJ