LESERINNENBRIEFE
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Fakten klarstellen

■ betr.: „Schmeicheleien und Sperenzchen“, taz vom 9. 5. 15

Wir haben mit Befremden den Artikel von Franziska Buhre über das XJAZZ Festival gelesen. Die Verfasserin des Artikels versteht offensichtlich das Konzept unseres Festivals nicht beziehungsweise will es nicht verstehen. Aber über Geschmack kann man streiten, und es ist schön, dass wir zu Diskussionen anregen konnten. Auf jeden Fall würden wir aber gerne einige Fakten klarstellen:

Die Autorin des Artikels schrieb: „Weniger als die Hälfte der im Programm aufgeführten Bands bestehen ganz oder zum Teil aus MusikerInnen, die in Berlin leben.“ Das ist nicht korrekt!

Man kann spitzfindig diskutieren, inwieweit DJs als Musiker zu verstehen sind und ab wie vielen Mitgliedern einer Band eine Band als Berliner Band bezeichnet werden kann beziehungsweise wie lange ein Musiker in Berlin leben muss, um als Berliner Musiker bezeichnet werden zu können etc. Aber egal, wie wir rechnen (mit/ohne DJ), Schlüsselpersonen/Bandleader oder alle beteiligte Musiker einer Band. Wir kommen immer auf eine Quote von über 70 Prozent (s. Aufstellung unter ber.xjazz.net/facts) – und so eine hohe lokale Quote ist für ein Festival in so einer Größenordnung mehr als außergewöhnlich und das Herzstück unseres Festivals.

„Für das Aufgebot an DJ-Sets bei XJazz reisen wohl kaum auswärtige Fans an und die electroverwöhnten Berliner tanzen ohnehin anderswo.“ Das ist nicht korrekt.

Circa 40 Prozent der VVK gingen an Publikum außerhalb von Berlin (ber.xjazz.net/facts). Das internationale Feedback, das unser Festival bekommt, ist überwältigend. Alle elektronischen Veranstaltungen waren voll (mind. 70 Prozent Auslastung) bis ausverkauft, was bestimmt auch daran lag, dass viele der Acts, die sonst als reiner DJ-Act spielen, extra für das Festival ein Liveensemble zusammengestellt haben (zum Beispiel David August, Max Graef, Johannes Brecht, nightmares on wax etc.).SEBASTIAN STUDNITZKY, musikalischer Leiter XJAZZ Festival

Vielen Dank

■ betr.: „Die Kabine bleibt kanzlerfrei“, taz vom 16. 5. 15

Vielen Dank für den großen Frauenfußball-Bericht mit dem schönen Foto! Dank auch an die Leibesübungen-Redaktion: einfach dafür, dass immer wieder mal in größeren Artikeln mit Fotos über den Frauenfußball berichtet wird, der ansonsten ja überall sehr vernachlässigt wird! Einzig die Überschrift ist noch verbesserungswürdig: Welcher Kanzler hätte denn in die Kabine gesollt? Vielleicht sollte es besser kanzlerinnenfrei heißen? ANDREA MARQUARDT, Hamburg

Bequeme Verbraucher

■ betr.: „Der blaue Engel hilft jetzt auch beim Spülen“, taz vom 18. 5. 15

Super Idee! Der Nutzen ist aber wahrscheinlich gering, da viele bequeme Verbraucher nicht auf das Zeichen achten werden und oftmals die billigen Preise im Fokus stehen. JULIA ENGELS, Elsdorf

In bester Gesellschaft

■ betr.: „Ich mache mir nur Vorwürfe wegen der Asse“, taz vom 16. 5. 15

Ich war überrascht, wie leicht es Gerald Hennenhöfer in dem Interview gemacht wurde, seine Rolle in einer jahrzehntelangen Geschichte von Kriminalität und Verantwortungslosigkeit in der Atomindustrie kleinzureden oder zu verschleiern.

Zu Beginn weist er die Bezeichnung „Atomlobbyist“ von sich mit der Behauptung, immer dem Staat verpflichtet gewesen zu sein. Gleich in der übernächsten Antwort hält er es nicht für einen Widerspruch, dass er loyal demjenigen gegenüber zu sein hat, der ihn bezahlt, und gleichzeitig Ruhestandsgelder vom Staat und ein vermutlich nicht kleines Entgelt für seine Tätigkeit bei Viag bezogen hat. Als Nächstes die unglaubliche Behauptung, er sei nur deswegen zurückgekehrt ins Ministerium, weil er beamtenrechtlich dazu verpflichtet gewesen sei. Kein Beamter ist verpflichtet, Beamter zu bleiben, zumal nicht mit einem gut dotierten Anwaltsjob. Aber Geldgier oder das Gefühl von Macht oder beides kann einen schon dazu bringen, nicht davon lassen zu können. Als Beamter habe er nur umgesetzt, was politisch beschlossen gewesen sei. Damit möchte Gerald Hennenhöfer verschleiern, wie stark er bei der Formulierung dieser Gesetze im Sinne seiner industriellen Arbeitgeber mitgearbeitet hat. Neben vielem anderen steht noch die absolut dummdreiste Behauptung, dass die großen Unternehmen der Energieerzeugungsbranche einzig die Erzeugung nicht subventionierten Stroms als ihr Geschäft gesehen haben. Wer in der Position eines Gerald Hennenhöfer, insbesondere bei Atomkraft, von nicht subventionierter Stromerzeugung spricht, der irrt sich nicht. Der ist ein dreister Lügner. Unwidersprochen darf er auch behaupten, die EEG-Förderung betrage 23 Milliarden Euro jährlich. Mit solchen bewusst eingestreuten Ungenauigkeiten wird Politik gemacht. In 2015 mögen es etwa 23 Milliarden an EEG-Förderung sein, die aber immerhin die Kunden unverschleiert auf ihren Rechnungen wiederfinden. Im Anfangsjahr waren es etwa 1,8 Milliarden. Im Durchschnitt über 15 Jahre etwa 9,8. Wenn man dann vergleicht, mit welchem Erfolg für Wirtschaft und Umwelt das verbunden war, dann fragt man sich, warum etwa 60 Jahre offene und versteckte Atomenergieförderung uns ein ökologisches wie ökonomisches Desaster hinterlassen können, ohne dass die dafür Verantwortlichen im Knast landen. Nein, sie dürfen, und da ist Gerald Hennenhöfer in bester Gesellschaft, immer wieder ihre Positionen nahezu ungehindert verbreiten. CHRISTIAN GÖTZ, Osnabrück