UNTERM STRICH

Zwei Monate nach seinem Tod ist Frei Otto mit dem Pritzker-Preis für Architektur geehrt worden. Der Mann, der mit der Konstruktion des Münchner Olympiadaches berühmt geworden war, bekam die als wichtigste Architekturpreis der Welt geltende Auszeichnung am Freitagabend in Miami postum verliehen. Es ist das erste Mal, dass sie nach dem Tode des Preisträgers verliehen wird. Frei Otto war Anfang März im Alter von 89 Jahren in Leonberg bei Stuttgart gestorben. Er hatte noch von der Ehrung erfahren. Otto sei nicht nur Architekt, sondern auch „Forscher, Erfinder, Form-Finder, Ingenieur, Baumeister, Lehrer, Mitarbeiter, Umwelt-Aktivist, Humanist und Schöpfer unvergesslicher Gebäude und Orte“ gewesen, hatte die Jury ihre Wahl begründet. „Wir müssen mit der Natur bauen, nicht gegen sie“, war einer seiner Grundsätze. Norman Foster sagte: „Er war unser aller Lehrer.“ Otto habe der Zunft gezeigt, dass sie nicht unter der Last der Tradition zusammenbrechen müsse, sie könne leicht und „organisch“ bauen. Zuletzt arbeitete Otto am Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 mit, distanzierte sich dann aber davon.