LESERINNENBRIEFE
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Kein Persilschein für rechte Politik

■ betr.: „Risse im Fundament“, taz vom 12. 5. 15

Illegale Siedlungs- und Besatzungspolitik durch eine israelische Regierung will ich nicht tolerieren, deshalb hätte ich gern die Wahl, ob ich deren Früchte kaufe. Wenn da keine entsprechende Etikettierung ist, richtet sich der Boykott gegen Israels Politik und alle in Israel, die diese Politiker wählen.

Ich habe als Kriegskind viele „Funken historischen Bewusstseins“ in mir, die mir das Wegsehen verbieten. Es darf keinen Persilschein für menschenrechtsfeindliche rechte Politik geben, nirgendwo! Inhaltlich folge ich Avi Primors Anregung, dass ohne Deutschland die EU nicht umlenken wird und erst dann die USA in Israel eine Kurskorrektur bewirken können. Wir sollten daher wirklich lernen, unsere Kritik an Israels Politik offen und konstruktiv zu äußern und nicht nur klammheimlich. Damit unterstützen wir die Linken in Israel. RENATE SCHRÖDER, Hamburg

Neue narzisstische Helden

■ betr.: „Ist Guardiola nicht Gott“, taz vom 9./10. 5. 15

Lieber Peter Unfried, als taz-Abonnent der zweiten Stunde lese und genieße ich seit Jahren Ihre klugen Artikel und Kommentare nicht nur im Bereich des Sports. Nun treibt mich die heilige Dribbelei (Ist Messi größer als Guardiola? „Sagen wir es doch so: Die kleinen Jungs beten zu Messi. Die großen Jungs beten zu Guardiola“) in Ihrem Artikel zu einer deutsch-tugendhaften Blutgrätsche.

Es ist wahr: Einem so leidenschaftlichen und gleichzeitig spielerisch-leichten Organismus zuzuschauen, wie es häufiger der CF Barcelona und an guten Tagen auch Kloppos Dortmund darstellt, ist ein ästhetischer Genuss.

Dabei kann es einen als aufgeklärtem Sportfan schon eigenartig anmuten, wenn ausgerechnet die Teams die Pokale abräumen, deren Spieler überwiegend wie herangezogene Playstation-Figuren mit emotionsfreiem Sport-Erfolgs-Sprech wirken.

Nun kann es bei einem Verein wie Bayern München, der schon Kaisern und Straftätern huldigte, nicht verwundern, wenn er sich dem Narzissmus eines katalanischen Pep mit seinen unschuldig blickenden blauen Augen unterwirft. Aber von der Medienlandschaft, die wesentlich die Ausstrahlung des Spitzenfußballs in die Gesellschaft transportiert – und besonders natürlich von der taz – wünsche ich mir schon etwas mehr kritische Distanz zu der Vergötterung dieser neuen narzisstischen Helden, die Niederlage und Scheitern so wenig kennen wie das Leben. KONRAD WEBER, Ex-Fußballspieler, Köln

Ein weis(ß)er Beitrag

■ betr.: „Weißer Feminismus“, taz vom 13. 5. 15

Endlich! Endlich!! Endlich!!!! Ein wirklich intelligenter, toller Beitrag zu der ansonsten seit langen Jahren vollkommen unsäglich geführten „Kopftuchdebatte“. Danke, Charlotte Wiedemann, für diesen weis(ß)en Beitrag. HILDEGARD MEIER, Köln

Nobelpreis für ©TOM

■ betr.: Karikaturen von ©TOM auf der Wahrheit-Seite

Wann endlich bekommt unser ©TOM eigentlich endlich, endlich mal den längst schon überfälligen Nobelpreis für seine unvergleichlichen Touché-„Witzbildchen“?!? Hab die taz nun mittlerweile seit Jahrzehnten quasi, und immer gilt mein allererster Blick dem aktuellen Touché hinten auf der letzten Seite, wonach ich allermeist so herzhaft lachen muss, dass mein Tag praktisch bereits in der Früh schon gerettet ist! Einfach nur genial, was ihm da Tag für Tag so einfällt! Toll!!! Also: Schreibt mal einen Brief nach Schweden!

HEINZ RING, Rüsselsheim

Kulturabbau im ganzen Land

■ betr.: „Demokratie an ihren Grenzen“, taz vom 13. 5. 15

Es ist erfreulich, dass man in der taz auch mal einen Artikel über ein klassisches Orchester lesen kann. Was ich mir aber wünschen würde, wäre eine kritische Berichterstattung über den derzeitigen Kulturabbau im ganzen Land. So gibt es zurzeit einen Streit über die Schließung von zwei Sparten am Volkstheater Rostock und in Freiburg soll das einzigartige SWR-Sinfonieorchester gegen den Widerstand von Publikum, Dirigenten, Komponisten und Musikern zerstört werden. RALF SCHUMANN, Münstertal

Behindert gemacht

■ betr.: „Keine Rolle für den Rollstuhl“, taz vom 12. 5. 15

Liebe taz, wie kommt ihr nur dazu, „Dr. Klein“ (ChrisTine Ursprung) als behindert darzustellen? Deckt sich bestimmt nicht mit der Selbstdefinition der Rolle noch der Schauspielerin. Sie wird allenfalls behindert gemacht durch eure Darstellung beziehungsweise sozial minderbemittelte Regisseure, denen es über den beschränkten Horizont geht, der hervorragenden Schauspielerin „normale“ Rollen als Partnerin, als Liebhaberin oder beste Freundin – wie im Plot „Mord mit Aussicht: Lovehotel Traube“ anzubieten.

Wenn ihr schon im Sinne von Inklusion in den Medien argumentieren wollt, dann hättet ihr besser Letzteres einmal herausstellen sollen. Einen Exkurs zu „Normativität“ spare ich mir hier, da gibt es genügend kompetente Leute, nicht zuletzt aus dem LGBT-Kontext, die Vermittlungsarbeit leisten können. DAGMAR HEMMIE, Hamburg