Einblick (571)

Ce Jian, Künstlerin

■ Ce Jian, 1984 in Shandong (China) geboren, lebt und arbeitet in Berlin und Beijing. Sie hat Bildende Kunst, Kunstgeschichte und Philosophie studiert und arbeitet zurzeit an ihrer Dissertation. Ihre Malereien befassen sich mit abstrahierten Landschaften, 3-D-Modellen und geometrisch verfremdeten Körpern. In Berlin-Weißensee sind ihre Arbeiten bis zum 22. Mai in der Gruppenausstellung „Saloon“ zu sehen.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

CJ: Channa Horwitz im KW, weil ich ihre Werke schon immer sehr mochte, aber noch nie in dieser Breite gesehen habe. Ihre Arbeitsweise ist extrem systematisch und streng, hat aber immer noch etwas Experimentelles und Utopisches. Diese konzeptuelle Stringenz ist völlig selbsterklärend und selbstgenügsam – sie bringt eine komplexe Form hervor, die visuell spannend ist, ohne zur leeren Ästhetik zu werden. So eine Methodik zu erarbeiten, durchzuhalten und weiterzuentwickeln ist sehr schwer. Das findet man nicht oft bei allem, was sich heute Konzeptkunst nennt.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Weil ich gerade nicht in Berlin bin, sondern in China, fällt mir nicht viel ein … aber Nick Cave im Friedrichstadtpalast am 6. Mai hätte ich sehr gern erlebt.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag?

Mein letzter Roman war „Blumenberg“ von Sibylle Lewitscharoff. Sonst habe ich alle möglichen Bücher zu Hause und im Atelier, die ich nebeneinander lese, z. B. „The Book of Martyrdom and Artifice“ von Allen Ginsberg und „Der falsche Körper“ von Michael Hagner, ein Buch über die Geschichte der Monstrositäten und Missbildungen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Die Zeit im Atelier, vor allem der Beginn – ankommen, einen Kaffee kochen, sich überlegen, wie man fortfährt, und dann loslegen. Abends stöbere ich gern in Büchern oder im Internet nach Materialien für meine Arbeit. Die Recherche ist teils systematisch und teils spontan – beides ist nötig für eine gute Bildidee.