KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

NATHALIE MAYROTH

Auf der Fotosharing-App Instagram habe ich Bilder von Marguerite Humeaus neuer Installation „Echoes“ entdeckt und die ziehen mich magisch an. Daher beginnt meine Kunstwanderung in Kreuzberg und führt mich am Kanal entlang nach Schöneberg zu Société und am nahe gelegenen Straßenstrich vorbei bis zu Supportico Lopez.

Im ersten Stock des Hinterhofs besingt Kleopatra in neun Sprachen die Liebe. Die Ausstellungsfläche der Galerie Duve ist komplett in ein grellgiftiges Gelb gehüllt, das seine toxische Eigenschaft durch die Beimischung von 2 ml des Nervengifts der Schwarzen Mamba entfaltet. Marguerite Humeau, 1986 geboren, verwendet ungewöhnliche Materialien. Sie suchte zwei Monate lang überall in der Welt nach Schlangengift; fündig wurde sie schließlich in Florida. „King Cobra“ und „Muhammed Ali“ – zwei organisch geformte, weiße Skulpturen auf Metallbeinen – bilden den Mittelpunkt. Daneben keucht in Bottichen ein Gemisch aus tierischen und menschlichen Körperflüssigkeiten mit anscheinend lebensverlängernden Eigenschaften vor sich hin (bis 6. 6., Di.–Fr. 11–18, Sa. 12–16, Gitschiner Str. 94).

Danach tut ein Spaziergang durch den Gleisdreieckpark gut. Bei Supportico Lopez erwartet mich die erste Einzelausstellung der 27-jährigen Kanadierin Athena Papadopoulos. Viel Pink, Rot, Sex und Blut. Im Collagen-Malerei-Mix und in ihren Skulpturen verarbeitet sie in ihrer Schau „Rancho Rat-King-Cougar“ die, wie sie es ausdrückt, „unschönen Aspekte“ des Lebens. Die großformatigen Collagen sind voller interessanter Details; Metallnadeln, Zeichnungen und Partyfotos mischen sich unter Papadopoulos’ Bilderteppich (bis 6. 6, Di.–Sa. 11–18, Kurfürstenstr. 14 b).

Achthundert Meter weiter zeigt die Société sich mit Timur Si-Qin (Jahrgang 1984) im Zeichen des Friedens – PEACE. Der Berliner Multimediakünstler Si-Qin, ganz offensichtlich ein Kind der Generation Internet, stellt in seinen hyperrealistischen Werken eine zugleich rezipierende wie auch bewundernde Haltung zur Welt der Werbung und ihrer vermeintlich perfekten Darstellung von Menschen, Situationen und Gegenständen zur Schau. Auf mehreren LED-Videoscreens laufen Filme, die wildes, chaotisches Großstadtgetümmel in Beijing vorführen, dazu Tier-, Naturaufnahmen und Stillleben. Zwischendurch wird das Motto PEACE eingespielt; eine Botschaft, die von den flankierenden Ying-und-Yang-Symbolen noch auf die Spitze getrieben wird. Merkwürdig riechende Plastikfelsen bilden dazu eine passende, futuristisch anmutende Kulisse (bis 30. 5., Di.–Sa. 12–18, Genthiner Str. 36).