Die große B-Frage

SPEKULATION Die SPD muss schnell einen Nachfolger für Jens Böhrnsen finden. Viele Namen machen die Runde. Die besten Karten hat einer, der schon mal als Kronprinz galt: Andreas Bovenschulte

Jens Böhrnsen wird nicht wieder Regierungschef. Soviel steht heute fest. Doch wer soll jetzt stattdessen Bürgermeister und Präsident des Senats werden? In der SPD war man auf diese Frage so gar nicht vorbereitet. Zu beliebt war Böhrnsen, zu sicher schien der Wahlerfolg der seit eh und je regierenden SPD. Also gibt es bislang nur Spekulationen in der B-Frage. Wir stellen die möglichen KandidatInnen vor.

Ein quasi natürlicher Anwärter ist Björn Tschöpe, der bisheriger Fraktionschef der SPD. Auch Böhrnsen hatte schließlich dieses Amt inne, als er Bürgermeister wurde. Andererseits: Sollte es zu einer Neuauflage der rot-grünen Koalition kommen, braucht die SPD einen, der die Fraktion bei knappen Mehrheiten zusammenhält. Tschöpe kann das.

Manchmal genannt wird auch der Name des bisherigen Wirtschaftssenators Martin Günthner. Für ihn spricht der Wahlerfolg der SPD in Bremerhaven, wo er 7.000 Personenstimmen erhielt. Doch Günthner polarisiert stark und ist bei den Grünen unbeliebt. Sollte er aber zu einer großen Koalition kommen, hätte er von all jenen, die nun als Regierungschef in Frage kommen, die wenigsten Probleme damit.

Auch Carsten Sieling scheint ein naheliegender Kandidat zu sein. Der SPD-Bundestagsabgeordnete war schon Fraktionschef und Landesvorsitzende der Bremer SPD. Als Chef einer großen Koalition ist er aber undenkbar. Doch noch etwas spricht gegen ihn als neuen Bürgermeister: Der gut vernetzte Finanzpolitiker wird in den kommenden Jahren ganz dringend als Bremens Vertreter in Berlin gebraucht.

Frauen haben es ja traditionell schwer in der Bremer SPD. Dennoch gibt es zwei Politikerinnen, deren Namen nun die Runde machen. Antje Grotheer ist eine von ihnen. Sie sitzt erst seit 2011 in der Bürgerschaft, hat sich aber als Obfrau zweier Untersuchungsausschüsse einen Namen gemacht. Doch für einen Aufstieg zur Regierungschefin ist es zu früh. Sie wird wohl erstmal Gesundheitssenatorin.

Bleibt noch Ulrike Hiller, die seit 2012 Staatsrätin für Bundes und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte Bremens beim Bund und für Europa ist. In der Stadt kennt sie kaum einer, darüber hinaus eh nicht, in der Partei fehlt es ihr an der Hausmacht: Sie würde wohl eher ihrem Ehemann den Vortritt lassen.

Damit ist Andreas Bovenschulte der aussichtsreichste Kandidat für die Böhrnsen-Nachfolge. „Bovi“, wie sie ihn in der SPD nennen, ist derzeit Bürgermeister der Umlandgemeinde Weyhe. Doch es war stets klar, dass der 50-Jährige zu Höherem berufen ist. Er war schon mal Landesvorsitzender, ist ein Sympathieträger und hat bewiesen, dass er die SPD hinter sich vereinen kann. Nur in einer großen Koalition kann man sich Bovi schlecht vorstellen.  Jan Zier