„ … sonst breche ich dir die Beine“

AUFHOLJAGD Uli Borowka, der ehemalige Profi von Werder Bremen, erinnert sich, dass man mit Trashtalk große Rückstände aufholen kann. Den FC Bayern hält er aber für zu kraftlos, um gegen Barça zu bestehen

■ Der 52-Jährige spielte für Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen in der Bundesliga, absolvierte 6 A-Länderspiele und wurde zweimal Meister sowie DFB-Pokalsieger. Er gehörte damals, laut kicker, zu den „Herz-Buben der Liga“.

taz: Herr Borowka, mit Werder Bremen haben Sie im Europapokal 1988 eine 0:3-Niederlage beim DDR-Meister BfC Dynamo mit einem 5:0-Heimerfolg ausgebügelt. Verraten Sie uns und dem FC Bayern doch, worauf es bei einer erfolgreichen Aufholjagd ankommt?

Uli Borowka: Das können wir nicht miteinander vergleichen. Auf der anderen Seite steht jetzt doch die beste Mannschaft der Welt: der FC Barcelona und nicht der BFC Dynamo. Die Chance der Bayern weiterzukommen liegt bei ein bis zwei Prozent.

Werder Bremen hat damals auch kaum einer ein Weiterkommen zugetraut.

Wir haben schon auch viel Glück gehabt. Und es ging auch noch anders zur Sache. Wir haben die vorm Spiel in Bremen verbal ziemlich in die Ecke gestellt.

Was heißt das?

Unser allseits geliebter Manni Burgsmüller [im Sturm bei Werder; d. Red.] nahm mit seinen 40 Jahren vor dem Rückspiel seine Fußballschuhe in die Hand, hämmerte sie gegen die BFC-Kabinentür und brüllte: ‚Kommt raus, ihr Angsthasen!‘. Da wussten wir, wenn der so vorangeht, dürfen wir nicht zurückstehen.

Lassen sich Spieler wie Messi oder Neymar auf diese Weise beeindrucken?

Die würden höchstens milde lächeln. Aber das ist eh heute nicht mehr so machbar. Die Mannschaften kommen sich vor dem Spiel nicht mehr so in die Quere.

Wie haben Sie die Ostberliner damals verschreckt?

Beim Einlaufen habe ich schon mal dem ein oder anderen BFC-Spieler gesagt: ‚Solltest du über die Mittelfeldlinie kommen, breche ich dir das Bein.‘ Wir hatten schon auch großes Selbstbewusstsein.

Wie der FC Bayern?

Wir hatten schon zuvor gegen Spartak Moskau ein Jahrhundertspiel gezeigt und nach einer 1:4-Niederlage im Hinspiel das Rückspiel 6:2 gewonnen. Wir wussten, dass wir das können.

Die Münchner haben gerade ein 1:3 in Porto wettmachen können. Eine hilfreiche Erfahrung?

Ein bisschen vielleicht. Aber auch Porto kann man nicht mit Barcelona vergleichen. Außerdem sind die Bayern nach dieser Saison mit ihren vielen Verletzten derzeit völlig ausgelutscht. Die kämpfen sich da irgendwie noch durch. Das ist brutal.

Wie wichtig ist die Auseinandersetzung mit den begangenen Fehlern aus dem Hinspiel: Sollte man die Schwachstellen ansprechen oder lieber die Mannschaft starkreden? Wie war das in Bremen?

Man muss das Hinspiel natürlich analysieren. Otto Rehhagel hat damals klar gesagt: Wenn du noch einmal so einen Fehler machst, bist du sofort draußen. Aber bei Bayern ist das eine Kraftfrage. Die sind ausgepresst wie eine Zitrone.

Bayern-Trainer Pep Guardiola sagt, dass nun Geduld das Wichtigste ist. Wie lautete die Devise unter Otto Rehhagel damals?

Kontrollierte Offensive natürlich. Wie immer. Und im Laufe des Spiels den Gegner immer enger einschnüren.

Was raten Sie den Bayern?

Augen zu und durch. Wenn sie ein Tor bekommen, ist der Bart eh ab. Und die Wahrscheinlichkeit ist bei Messi, Suarez und Neymar nicht gering (lacht).

INTERVIEW: JOHANNES KOPP