DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Lach doch mal, Kanye!

WAS SAGT UNS DAS? US-Rapper Kanye West lächelt nicht gern – und alle Welt lacht darüber

Kanye West hat es nicht leicht. Er ist US-Rapper, Produzent, Modedesigner, Unternehmer, Vater, Ehemann von Selfie-Queen Kim Kardashian … Bei so viel Verantwortung kann einem schnell mal das Lachen vergehen. Dass West sich in der Öffentlichkeit tatsächlich meist mit ernster Miene zeigt, wurde schon in der Vergangenheit mit dem Internet-Meme „SadKanye“ auf die Schippe genommen – zig Photoshop-Collagen mit einem traurig schauenden West (wahlweise auf Toilette; auf einer Klippe des Grand Canyon) wurden über Social Media geteilt und verlacht.

Wo der „SadKanye“-Hype aufgehört hat, setzt nun das Kurzvideo „Kanye Smile for a Second“ auf dem Portal Vine an. Es zeigt den US-Rapper, wie er bei einem Basketballspiel der Chicago Bulls seinem Sitznachbar, dem Ex-NBA-Star Scottie Pippen, kurz zulächelt – bis er merkt, dass er gefilmt wird, und schwups: der Blink senkt sich, Wests Mundwinkel schießen in Richtung Boden. 4,5 Millionen Menschen wollten ihm dabei zusehen und viele finden das anscheinend zum Totlachen.

Im 19. Jahrhundert lachte man noch über das Gegenteil, den „happy-go-lucky darky on the plantation“, das durch Minstrel-Shows zementierte Stereotyp des immerzu gutgelaunten, dummen, faulen, vor allem aber schwarzen Plantagenarbeiters, der in seiner unterwürfigen Rolle überaus glücklich war, denn schließlich tanzte und sang er ja für seine Herren. Schon klar, lange ist das her. Doch wissen sollte man das schon, bevor man einen schwarzen Entertainer ständig dazu auffordert, doch mal zu lachen und glücklich zu sein. Not funny. FAY