Die Chefin im Hintergrund

Für ihren Trainer Dirk Leun ist sie eine „klassische Führungsspielerin“: Isabell Klein, Kapitänin des Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV. Sie motiviere ihre Mitspielerinnen im richtigen Moment und habe die Fähigkeit, in kritischen Situationen an Leistung zuzulegen, sagt Leun. Klein hat ihr Team durch eine grandiose Saison geführt – 16 Siege in Folge und keine einzige Heimniederlage. Doch die Meisterschaft ist seit Samstag trotzdem nur eine theoretische Option.

Die Buxtehuderinnen verloren das entscheidende Spiel gegen den viermaligen Meister Thüringer HC deutlich mit 32:26. Der THC liegt damit weiter einen Punkt hinter dem BSV – hat aber noch eine Partie mehr auf dem Spielplan als die Niedersachsen. Die lagen trotz starker Leistung das ganze Spiel über hinten.

Dabei wollten Klein die Partie dieses Mal unbedingt gewinnen: Schon 2011 verloren die Niedersachsen unter ihrer Führung knapp das Meisterschaftsfinale gegen den THC, und als der BSV 2012 schon wieder das Endspiel gegen die Thüringerinnen versiebte, saß Klein mit einem Kreuzbandriss auf der Bank. Die Buxtehuderinnen waren in ihrer 26-Jährigen Bundesligageschichte zwar drei Mal Vize-Meister, aber eben nie Meister. Es wäre die „Krönung für unsere Leistung“ gewesen, sagt Klein, die auch die Nationalmannschaft als Kapitänin anführt.

Dabei spielt sich die 30-Jährige aus dem bayrischen Oberschleißheim nicht in den Mittelpunkt. „Eigene Tore sind gar nicht so viel wert“, sagt die Linkshänderin. Deshalb werde sie manchmal unterschätzt, glaubt Trainer Leun. Klein, die meist halbrechts oder rechtsaußen spielt, habe zwar ein gutes Auge für freie Mitspielerinnen, „wenn es klemmt, macht sie aber einfache, wichtige Tore“. Klein selbst sieht in dieser Teamfähigkeit die Stärke der ganzen Mannschaft: „Wir haben keine Egoisten.“

Schon seit 2007 spielt die studierte Betriebswirtin für Buxtehude und arbeitet dort für einen Prothesenhersteller. Sie lebt aber in Kiel mit ihrem Mann und THW-Profi Dominik Klein sowie dem gemeinsamen Sohn Colin Marcel. Noch sei die Familienplanung nicht abgeschlossen, sagt sie, jetzt gehe jedoch der Handball vor. In dieser Saison kam Klein aus der Babypause zurück.

Den Meistertitel hat sie nun nicht mehr selbst in der Hand. Nur wenn der THC eines seiner Spiele gegen Frisch Auf Göppingen oder den HC Leipzig verpatzt und die Buxtehuderinnen gegen Göppingen gewinnen, können sie Meister werden.

So bleibt nur die Chance auf den DHB-Pokal. Buxtehude hat sich für das Final Four am kommenden Wochenende in Hamburg qualifiziert. Für Klein hat Buxtehude einen „Heimvorteil, der alles möglich macht“.  REA