Kummer in Serie

Bundesliga Hannover 96 spielt gegen Werder Bremen leidenschaftlich, aber holt doch nur ein 1:1-Unentschieden. Die Mannschaft bleibt damit im 16. Spiel in Folge ohne Sieg – und ein Abstiegskandidat

Nach dem Treffer für 96 war die Stimmung im Stadion euphorisch wie lange nicht mehr

Was Viktor Skripnik zu sagen hatte, klang wie eine Beileidsbekundung. „Wir waren zwei, drei Monate unter der Erde und sind sehr froh, dass wir nicht da sind, wo es heiß ist“, meinte jener Trainer, der mit Werder Bremen gerade ein 1:1 (1:0) bei Hannover 96 geschafft hatte. Es war herauszuhören, wie er den Gegner bemitleidete. Die Bremer freuen sich diebisch, mit dem Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga nichts mehr zu tun zu haben.

Und die Niedersachsen, die das Heimspiel vor 49.000 Zuschauern dominiert hatten, kämpfen verzweifelt gegen ihr drohendes Scheitern in der Ersten Liga. „Es klingt unglaublich. Aber wir können die Saison auch nach 16 Spielen in Folge ohne Sieg noch retten“, sagte 96-Kapitän Lars Stindl. Er steckt mit Hannover im Tabellenkeller fest.

Hannover 96 gibt sich und der Liga Rätsel auf. Das Team spielt wieder besser und mit mehr Leidenschaft. Der neue Trainer Michael Frontzeck darf ein wenig zufrieden mit dem sein, was er bisher erreicht hat. Seit seinem Amtsantritt vor drei Wochen ist Hannover 96 immerhin zu einer bitteren Heimniederlage, einem glücklichen Remis und der Punkteteilung gegen Bremen gekommen. Das klingt nach einem dezenten Aufbegehren. Aber Frontzeck ist auch der Trainer eines Vereins, der nicht mehr gewinnen kann und Kummer in Serie hat. Hannover hat in diesem Jahr noch keinen einzigen Bundesligaerfolg bejubeln können.

Es gab gute Gründe dafür, warum diese Misere gegen Werder eigentlich hätte enden müssen. Nach einer starken ersten Halbzeit und dem Führungstreffer durch Stindl (21.) war die Stimmung im 96-Stadion so euphorisch wie lange nicht mehr. Doch es folgte ein Freistoßtor von Zlatko Junuzovic (78.) – eine Spaßbremse erster Güte für Hannover.

Bei der Aufarbeitung, warum es wieder nicht gereicht hat, landete der neue Trainer vor allem bei der ersten Halbzeit. Frontzeck war nicht entgangen, dass es seine Mannschaft versäumt hatte, eine beruhigende Führung herauszuschießen. „Das ist der einzige Vorwurf, den ich den Jungs machen kann“, sagte der 51-Jährige. Zwei Partien bleiben ihm noch, ehe die Saison und seine Teilzeitbeschäftigung enden. Dem Gastspiel beim starken FC Augsburg folgt die letzte Heimpartie gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten SC Freiburg.

„Wir werden weiter an uns glauben“, versicherte Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler. Der Keeper war selbst Teil einer kuriosen – und vielsagenden Szene: Kurz bevor der Bremer Junuzovic zum Schuss des Tages antrat, war 96-Mittelfeldspieler Edgar Prib der Meinung, er müsse schnell noch in Richtung eigenes Tor rennen, um Schlimmeres zu verhindern. Die Folge: Er prallte mit Schlussmann Zieler zusammen, und der Ball landete im Tor. Das Kuriosum passte perfekt zu den vielen Merkwürdigkeiten einer Rückrunde, in der Hannover 96 wenig bis gar nichts zu lachen hatte.  OTO