LESERINNENBRIEFE
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Brücke von rechts zur Mitte

■ betr.: „Keine Krise. Die Auflage der Jungen Freiheit steigt“, taz vom 5. 5. 15

Die Brücke von rechts zur Mitte ist scheinbar allzu leicht. Steigende Zahlen von Flüchtlingen und Migranten, Finanzkrise und gendergerechte Sprache werden da in einschlägigem Sprachgebrauch schon mal als „Asylflut“, „Pleite-Griechen“ und „Genderwahn“ versucht anschlussfähig zu machen. Dass diese Haltungen zuweilen aus der Mitte neue Anhänger finden, zeigt Andreas Speit auf.

Im Gegensatz zur Deutschen Stimme (NPD-Zeitung) schafft es die Junge Freiheit anscheinend besser, Anschluss zu finden. Die entsprechenden Leser sind meist höher gebildet und eher alt. Das sind ähnliche Befunde wie bei Pegida und AfD. Insgesamt scheinen die Mitte-rechts-Verbindungen zuletzt also zu erstarken. Das verlangt nicht nur eine starke Gegenbewegung, sondern auch gute Aufklärungsarbeit, wie sie Andreas Speit und Co. leisten. ROBERT TIEDE, Gießen

Wenigstens aufmerksam lesen

■ betr.: „Mit Liebesgeschichten und Humor gegen die Folter“, taz vom 5. 5. 15

Irgendwie ist es ja schon wieder so, dass mich die andauernd schlechten Nachrichten aus dem nahen Osten so zum Drüberlesen gebracht haben – wenn auch mit schlechtem Gewissen. Denn eigentlich sollte ich wenigstens aufmerksam lesen, wenn ich schon nicht wirklich helfen kann.

Der heutige Beitrag aus dem „Syrien-Tagebuch“ hat mich sehr angerührt und sehr betroffen gemacht. Diese Menschen sind die Helden der heutigen Zeit und es ist wichtig, dass wir davon lesen können. Schon Lew Kopelew und Alexander Solschenizyn haben die demütigende Zeit in Gefängnissen und Gulag nur überlebt, in dem sie leise Gedichte rezitierten und im Kopf mathematische Aufgaben lösten, Papier und Stift war verboten. Ich ziehe den Hut vor diesen Menschen in Syrien. SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Dann muss verhandelt werden!

■ betr.: „Kita-Streik. Von Beifall kann man sich nichts kaufen“ u. a., taz v. 7. 5. 15

Ja, ganz recht: Die Gewerkschaftsforderungen, besser: die Forderungen der Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsbereichen, sind für die Kommunen auf den ersten Blick unfinanzierbar! Ein großer Teil der wichtigen Elementararbeit von ErzieherInnen und SozialpädagogInnen ist auch unbezahlbar! Und wenn das so ist, dass die Forderungen der Beschäftigten zu hoch sind, ja dann muss verhandelt werden! Heißt ja nicht zu Unrecht: TarifVERHANDLUNGEN! Wenn 10 Prozent Aufwertung zu viel sind, vielleicht trifft man sich dann bei 5 Prozent? Aber ohne Angebote der Arbeitgeber wird es nicht gehen!

Und wenn deutlich wird, dass der Bund in die Finanzierung mit reinmuss, weil er auch die neuen Rahmenbedingungen mitgestaltet hat, ja, dann sollte über „Schuldenbremse“, „Rüstungs- und Spionagehaushalt“ und irrsinnige Bahnhofsprojekte gleich mitverhandelt werden. Vielleicht kommen dann unserer Kanzlerin und den Finanzministern Ideen, wie man eine moderne, inklusive Finanzierungslandschaft gestaltet? Dafür bekommen sie nämlich viel Geld und Anerkennung von uns allen. Sind sie das wert?

TILL MEINRENKEN, Freiburg

Wir sind solidarisch

■ betr.: „Von Beifall kann man sich nichts kaufen“, taz vom 7. 5. 15

Es ärgert mich als langjährige taz-Leserin, dass dieser Streik – mal wieder – auf die ErzieherInnen im Kindertagesbetreuungsbereich reduziert wird. Ich arbeite im Sozialen Dienst und auch ich fühle mich unterbezahlt, habe ich doch so lange studiert wie ein Arzt, Jurist oder Ingenieur, verdiene aber einen Bruchteil davon. Meine Arbeit ist gesellschaftlich wertvoll und notwendig, ist doch ein wesentlicher Bestandteil davon Kinderschutzarbeit, das heißt verbunden mit einem hohen Risiko und dementsprechender Verantwortung. Zugegeben, in den Jugend- und Sozialämtern ist der Organisationsgrad und damit auch die Streikbereitschaft nicht so hoch wie in den Kitas. Dennoch gehören wir zum SuE.

Auch wenn ich jetzt, wie Verdi dies zu Recht fordert, um zwei oder sogar drei Entgeltgruppen höher eingruppiert würde, verdiente ich noch immer nicht so viel wie eine LehrerIn. Und genau darum ging es den über 1.200 Menschen, die heute zum ersten Tag des unbefristeten Streiks in Nürtingen zusammengekommen waren und unter denen doch eine erkleckliche Anzahl KollegInnen aus Sozial- und Jugendämtern waren: Wir wollen gut bezahlt werden, weil wir gute und wichtige Arbeit machen. Und wir wollen, auch von der taz nicht, auseinanderdividiert werden. Denn eines war heute spürbar und das tat verdammt gut: Wir sind solidarisch und stehen zusammen.

MECHTHILD ROGGE, Pfullingen

Mehr Genauigkeit gewünscht

■ betr.: „Wer bezahlt die Bildungsrepublik?“ u. a, taz vom 7. 5. 15

Ihr scheint die Einzigen zu sein, die in der Kita-Berichterstattung, zumindest bei den ErzieherInnen, einen alle Geschlechter umfassenden Sprachgebrauch verwenden. Schade nur, dass ihr dann in denselben Artikeln und Kommentaren nur von Sozialpädagogen und Kollegen schreibt und die Sozialpädagoginnen und Kolleginnen außen vor lasst. Mehr Genauigkeit an dieser Stelle wäre mehr als wünschenswert. CHRISTIANE WOHLTMANN, Hamburg