Fünf Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

LEKTIONEN

1. Es ist ein Mädchen

Eine königliche Geburt hat die Wahlen im Vereinigten Königreich (siehe Seite 5) in dieser Woche in den Schatten gestellt. Prinzessin Kate brachte am Montag ein Mädchen zur Welt. Charlotte Elizabeth Diana ist nun in der Thronfolge an vierter Stelle. Darüber lässt sich nicht genug sagen. Schon allein der Vorname. „Charlotte“ gehört zwar zu den beliebtesten weiblichen Vornamen auf der britischen Insel, hat in den vergangenen Jahren aber an Popularität verloren und hielt in der amtlichen Statistik zuletzt nur noch Platz 24. An erster Stelle stand „Olivia“. Wetten, dass der Abstand nun ganz schnell schrumpfen wird?

2. Die SMS stirbt aus

Fassen sich Deutsche wieder länger? Die SMS ist in Deutschland so unbeliebt wie seit Jahren nicht mehr. Wie laut des Digitalverbandes Bitkom aus der Statistik der Bundesnetzagentur hervorgeht, ist die Zahl der verschickten Kurznachrichten im Jahr 2014 auf 22,5 Milliarden gesunken. Zur Hoch-Zeit im Jahr 2012 waren es noch 59,8 Milliarden. Dennoch: Die Daumen bleiben in Bewegung. Auf den Smartphones lösen Messaging-Dienste die SMS ab.

3. Bahnstreiks machen mobil

Straße statt Schiene, sagen immer mehr Reisende. Laut der Buchungsplattform GoEuro.de haben die acht vergangenen Streiks bei der Bahn Fernbusanbietern eine halbe Million Neukunden beschert. Für den ohnehin stark wachsenden Fernbusmarkt haben sich die Tarifauseinandersetzungen zum Konjunkturmotor entwickelt. Reisten 2013 nur 8 Millionen Menschen in Deutschland mit dem Bus, waren es 2014 bereits 18 Millionen. Übrigens: Busfahrer sind gewerkschaftlich kaum organisiert: Herr Weselsky, bitte kommen!

4. Ein neues Wort: „Erinnerungsschatten“

Joachim Gauck ist auf einem Gedenkmarathon. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Bundespräsident derzeit nicht irgendwo eine Rede zum 70. Jahrestag der Befreiung von den Nazis hält. Umso mehr Respekt verdient, was er daraus macht. Erst denkt er offen über Reparationen an Griechenland nach, in seiner zentralen Rede schiebt er die sowjetischen Kriegsgefangenen in den Mittelpunkt. Dass über fünf Millionen Soldaten der Roten Armee Kriegsgefangene waren, die Hälfte davon starb, läge bis heute in einem „Erinnerungsschatten“. Nur: Warum sprach er diesmal nicht von Entschädigungen?

5. Der abgezockte Erbe ist ein Phantom

Finanzminister Schäuble plant eine Ausweitung der Steuerpflicht auf Firmenerben. Werden damit Familienunternehmen reihenweise pleitegehen, wie die Wirtschaftsverbände unisono wettern? Tatsache ist: Es gibt kein Beispiel dafür, wie eine Recherche der taz ergab. Was für ein Mummenschanz, doch er wirkt: Schäuble will auf seine Kritiker zugehen. JÖRN KABISCH