Frida Rejsman erinnert sich

Ich glaube, ich kann Sachen erzählen, die die junge Generation nicht glauben wird – weil es nicht zur menschlichen Logik gehört.

Wie kann ein großer Mann ein kleines Baby auf den Arm nehmen und mit dem Kopf gegen die Ecke eines Hauses schlagen? Welche Mutter hat diesen Mann großgezogen? Wie kann ein Mann, der sich selbst respektiert, Bäuche schwangerer Frauen mit einem Messer aufschlitzen? An welchen Gott hat die Mutter geglaubt, die diese Kinder zur Welt gebracht hat? Ich war sieben Jahre alt und ich hab Flüsse an Blut gesehen. Am 8. Mai soll es eine Sonderausgabe geben? Das ist wunderbar, ein Tag zum Feiern. Aber solche Ausgaben muss es überall und jeden Tag geben.

Ich habe sehr viele Freunde dort. Die Deutschen sind ein sehr freundschaftliches Volk, sehr liebe Leute. Ich kann nicht verstehen, wie es damals dazu kommen konnte.

NOTIERT VON SARAH EMMINGHAUS

■ Frida Wulfowna Rejsman wurde 1935 in einem Dorf bei Minsk geboren. Mit ihrer Familie wurde sie siebenjährig ins Minsker Getto verschleppt. Nach zweieinhalb Jahren konnte ihre Mutter sie mithilfe eines Bauern aus dem Getto herausschmuggeln, sie überlebte versteckt bei wechselnden Familien. Heute lebt Rejsman in Minsk, wo sie Vorsitzende der Organisation Minskoje blagotworitelnoje OO „GILF“ (Minsker wohltätige gesellschaftliche Organisation „Hilf“) ist