THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

In diesem Monat würde der (Film-)Regisseur und Dramatiker Rainer Werner Fassbinder 70 Jahre alt, der schon im Jahr 1982 starb. Diesen Geburtstag haben die Berliner Festspiele zum Anlass für den Schwerpunkt „Focus Fassbinder“ im Rahmen des Theatertreffens genommen. Es gibt eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau, Filme (darunter Volker Schlöndorffs Brecht-Verfilmung „Baal“ mit Fassbinder in der Titelrolle), Theatergastspiele und Konzerte. Patrick Wengenroth zeigt am 8. Mai im Haus der Berliner Festspiele die Uraufführung seiner Fassbinder-Hommage „Einer, der die Liebe im Bauch hat, der muss nicht am Flipper spielen“. In einem „Fassbinder-Fernsehzimmer“ sind das ganze Theatertreffen über Filme von Rainer Werner Fassbinder zu sehen, der einer der archetypischen Künstlerfiguren der westdeutschen Bundesrepublik war. Gebündelt setzt sich dann am 8. Mai noch ein Symposion mit Fassbinder auseinander. „Das Private ist politisch“ ist es überschrieben. In Vorträgen, Gesprächsrunden und auf Podien wird Fassbinders Konzept des politischen Privaten und seine Rolle für das zeitgenössische Theater untersucht. Zum Abschluss des Tages gibt Fassbinders berühmteste Protagonistin, Hanna Schygulla, ein Konzert: unter anderem mit eigenen Vertonungen von Fassbinder-Texten (Haus der Berliner Festspiele: „Focus Fassbinder“, alle Infos: www.berliner-festspiele.de).

Der Performer und Stückeschreiber Chris Thorpe war mit seinem Stück „Confirmation“ 2014 der Star des Fringe-Festivals in Edinburgh, wo er auch den Festival-Preis gewann. Beim Stückemarkt des Theatertreffens war er auch schon zu Gast. Nun kommt der von Thorpe inszenierte Abend über politischen Extremismus in der Reihe „Theatertreffen Stückemarkt Revisited“ wieder nach Berlin. Für das Stück führte Thorpe monatelange Gespräche mit einem amerikanischen Neonazi und Holocaustleugner. Den daraus entstandenen Text performt er (in der Regie von Rachel Chavkin) selbst (English Theatre: „Confirmation“, ab 13. 5. 20 Uhr).

„Welcome to Germany“, die neue Produktion der Performer von Monster Truck, sollte eigentlich im Schauspiel Leipzig herauskommen. Das Theater hat das Stück im Rahmen des Förderprogramms „Doppelpass“ der Kulturstiftung des Bundes koproduziert. Aber es gab Krach wegen einiger für den Stadttheatergeschmack zu drastischer Bilder. Jetzt findet die Uraufführung in den Sophiensælen statt. Im Zentrum des Abends steht die offenbar mit sehr schrillen und grellen Tönen gestellte Frage, was das eigentlich ist: ein Deutscher (Sophiensæle: „Welcome to Germany“, 7., 8., 9. & 11. 5., jeweils um 20 Uhr).