POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am heutigen Donnerstag wird im Biergarten Jockel (Ratiborstraße 14 c, 19 Uhr) über „Pegida, Neonazis & Co.“ diskutiert, also genauer: über „rassistische Mobilisierungen und antifaschistische Gegenstrategien“. Denn obschon sich die ganzen Vereine „gegen die Islamisierung des Abendlandes“, die es in Deutschland gibt, zusehends selbst zerlegen, so ist es doch erschreckend anzusehen gewesen, welche Mengen von Verstrahlten diese Gruppen kurzzeitig und ohne großen PR-Rummel (den sie eher nicht beherrschen) mobilisieren konnten. Zugleich hat die AfD als Partei, deren Mitglieder diesen Gruppen oft sehr nahestehen, eine beispiellose Karriere in der Bundesrepublik machen können und hat nur wenige Jahre nach ihrer Gründung bereits in diversen Landtagen eine stattliche Zahl ihrer Leute untergebracht. Svenna Berger, Sebastian Friedrich, Susanne Rüthrich und andere wollen daher darüber sprechen, wie die Erfolge dieser rechten Bürgerbewegungen zu bewerten sind und wie man eigentlich gegen sie vorgehen kann.

Am Freitag dann wird auf dem Ostseeplatz in Prenzlauer Berg (10 Uhr) eine „öffentliche Ehrung zum 70. Jahrestag der Befreiung“ stattfinden, dies im eher traditionellen Rahmen.

Am Abend hingegen wird man wohl einen Großteil der partyaffinen Berliner Antifaschist_innen im Schwuz (Rollbergstraße 26, 22 Uhr) antreffen, wo die historische Niederlage der Nazis mit Saus und Braus, aber nicht ohne Ernst gefeiert wird. Die das Spektakel veranstaltende Wochenzeitung Jungle World gibt die Einnahmen selbstredend an antifaschistische Organisationen weiter.

Wer dann noch kann, sollte am Samstag (ab 11 Uhr auf dem Parkplatz am Rosengarten) in den Treptower Park kommen, denn dort, in der unmittelbaren Nähe des sowjetischen Ehrenmahls, wird die bedingungslose Kapitulation Nazideutschlands ebenfalls noch einmal kräftig gefeiert und „Gitler kaputt“ gerufen – und auch das zum korrekten Datum, denn nach der Zählung des russischen Kalenders kapitulierten die Nazis erst am 9. Mai. Soweit das Gedenken und das Gefeiere.

Doch was können heutige Antifaschist_innen aus der Befreiung vor 70 Jahren lernen, welche Rückschlüsse lassen sich auf die heutige Situation ziehen? Fühlen sich die Deutschen überhaupt befreit, kann man sich von sich selbst befreien lassen (da ja die überwiegende Mehrheit der Deutschen hinter der NSDAP stand)? Was ist die Lehre aus der unmittelbaren Nachkriegszeit? Diese Fragen werden in der WB13 (Am Berl 13, 19 Uhr) auch in Hinblick auf das Selbstverständnis heutiger Antifaschist_innen erörtert.