OFF-KINO

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Die schöne Fantasy-Fabel „A Matter of Life and Death“ (1946) von Michael Powell und Emeric Pressburger ging auf eine Anregung aus dem britischen Informationsministerium zurück, die Beziehungen zwischen den Briten und den im Krieg verbündeten Amerikanern zu verbessern. Dazu dachten sich die beiden Filmemacher eine seltsame, ebenso heitere wie melodramatische Liebesgeschichte aus: Der britische Flieger Peter Carter (gespielt von David Niven) springt im Krieg aus seiner abstürzenden Maschine ohne Fallschirm ab, kommt zuvor aber noch per Funk in freundlichen Kontakt mit einer jungen amerikanischen Fluglotsin namens June (Kim Hunter). Wunderbarerweise überlebt Carter den Absturz, lernt June anschließend auch persönlich kennen und lieben, und das Leben könnte ganz toll sein – wenn ihn nicht ständig ein mysteriöser Bote (Marius Goring) drängen würde, doch bitte seinen rechtmäßigen Platz im Jenseits einzunehmen. Am Ende läuft es dann auf ein Duell zwischen der Medizin und Fantasie hinaus: Während Ärzte an Peters Hirn operieren, findet im Jenseits ein Tribunal statt, das über seinen Anspruch, weiterzuleben und mit June glücklich zu werden, entscheiden muss. Doch dazu müssen erst die vielen Vorurteile von Amerikanern und Briten gegenüber der jeweils anderen Nation überwunden werden, die hier in ironischer Weise gebrochen zur Sprache kommen.

Das Jenseits entwarfen Powell und Pressburger als einen zeitgenössisch vielkritisierten, heute genial erscheinenden modernen Plexiglashimmel mit riesigen Rolltreppen, jeder Menge Gipsbüsten und einer – wie immer – alles beherrschenden Bürokratie. Hinzu kommt, dass der Himmel in krasser Umkehrung der Mythologie monochrom farblos daherkommt, während das Diesseits in den grandios gesättigten Farben von Technicolor schwelgt – was nicht nur den Himmelsboten immer wieder begeistert (OF, 9. 5., 21 Uhr, Zeughauskino).

In dem Kinderfilm „Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse“ (1999) der schwedischen Regisseurin Ella Lemhagen geht es statt um große Fantasieentwürfe viel eher um die alltäglichen Dinge im Leben ihres achtjährigen Protagonisten Tobias, der aufgrund seines griechischen Vaters eben nur Tsatsiki genannt wird. In der Schule gibt’s für ihn Ärger mit einem Rowdy, die Mutti hat anstrengende Beziehungskisten, und dann rechnet sich Tsatsiki auch noch Chancen bei einer netten Blonden aus seiner Klasse aus. Und vor allem: Seinen Papa, eine flüchtige Urlaubsbekanntschaft seiner Mutter, würde er zu gern einmal kennenlernen, ein Gedanke, der nicht unbedingt auf Begeisterung bei der Mama stößt. Nicht alles klappt hier im Leben so wie man es plant, doch der Grundton bleibt immer optimistisch und auf jede Pleite folgt die nächste Party (13. 5., 15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).