LESERINNENBRIEFE
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Nirgendwo fährt ein Zug. Na und?

■ betr.: „Muss das sein?“, taz vom 6. 5. 15

An alle, denen der aktuelle Bahnstreik als „unerträglich“ erscheint: Habt ihr nichts Wichtigeres, gegen das ihr sein könnt, als dagegen zu sein, dass arbeitende Menschen vernünftige Arbeitsbedingungen erhalten wollen? Zum Beispiel gegen eine zunehmende Staatsbevormundung, gegen dumme Politiker oder unverschämte Medien? Das wären doch „dagegen“-Alternativen.

WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Dies bisschen Gerechtigkeit

■ betr.: „Mittelstand und Milliardäre“ von Ulrich Schulte, taz vom 5. 5. 15

Besser wäre es, wenn die superreichen Dynastien einfach Steuern bezahlen müssten, wie jeder, der noch Arbeit hat. Verbrauchssteuern würden die Superreichen kaum treffen, weil in den Kreisen mehr „angelegt“ als verbraucht wird. Kapitalertragssteuern oder Steuern auf Finanztransaktionen schon, das ist alles eine ganz andere Größenordnung an Steuereinnahmen als Lohnsteuer. Da wären die Sanierungen und bessere finanzielle Ausstattung der Kindergärten, Schulen und Universitäten Peanuts!

Verstehen kann man die Wirtschaftsverbände nicht. Wolfgang Schäuble ist doch bei den Bilderbergern, Angela Merkel in der Atlantikbrücke, da kann man doch mal nachfragen dürfen, ob neben der Vertretung des deutschen Volkes vielleicht auch andere Interessen mitschwingen? Wieso sträuben sich die Wirtschaftsverbände gegen dieses bisschen Gerechtigkeit? NORBERT VOSS, Berlin

Lieber nichts tun

■ betr.: „Mittelstand und Milliardäre“ u.a., taz vom 5. 5. 15

Wo beginnt der Mittelstand, ab welchem Einkommen wird der Bürger zum Mittelstand gerechnet? Eigentlich ist dafür doch eine einfache Definition möglich, wenn man reale soziologische Veröffentlichungen zugrunde legt. Doch diese Definitionen werden nicht geleistet, warum wohl?

Psychologisch betrachtet möchte auch ein Geringverdiener zum Mittelstand gerechnet werden. Denn dadurch grenzt er sich von der „Unterschicht“ ab. Und genau mit diesem Kalkül arbeiten die Wirtschaftsverbände, wenn an Steuererhöhungen nur gedacht wird. Genau das ist auch die Falle, in die SPD und Grüne geraten sind; denn wird eine klare Beschreibung vom Mittelstand veröffentlicht, könnte das aus eben den psychologischen Gegebenheiten auch die „Falle“ sein, die ebenfalls Wählerstimmen kosten könnte. Dann lieber nichts tun und sich von dieser Phrase paralysieren lassen.

ALBERT WAGNER, Bochum

Frist zum Umdenken läuft ab

■ betr.: „Erderwärmung. Geiz statt Ehrgeiz“, taz vom 4. 5. 15

Das Aushandeln der angestrebten Vereinbarungen zur Abwehr der Gefahren durch Klimawandel ist zum Pokerspiel verkommen. Selbstverpflichtungen der Regierungen sollen (Zwangs-)Auflagen einer UN-neutralen, wissensbasierten Kommission vorgezogen werden. Das ist wünschenswert, führt aber nicht zum Ergebnis der 2 Grad Celsius, bestenfalls 3 bis 4 Grad. Die wissenschaftliche Kommission hat nun die Aufgabe, die uneinsichtigen, unfähigen?, in Eigennutzdenken gefangenen Regierungen zu „freiwilligen“ Einsichten zu bringen. Einsicht hieße, aus den naturgesetzlichen Notwendigkeiten die gesellschaftlichen Folgerungen (CO2-Reduktion) zu ziehen. Zu diesem Umdenken läuft in diesem Jahrzehnt die Frist ab.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Meldung, die nicht fehlt

■ betr.: „The Royal Baby ist born!“, taz vom 4. 5. 15

Liebes Goldenes Blatt, bitte verschone mich künftig mich solchen Meldungen. Danke. KLAUS BLATT, Essen

Chefmethoden

■ betr.: „Wenn der Chef die Quote aushebelt“, taz vom 4. 5. 15

Die Methoden, derer sich Chefs bedienen können, die „Quote“ auszuhebeln, sind mannigfaltig. Besonders an Universitäten besteht eine darin, bereits bei der Ausschreibung darauf hinzuwirken, indem der Text so speziell auf eine (bereits vorgesehene) Person konstruiert wird, dass daraufhin keine Bewerberin den Besonderheiten entsprechen kann, auch wenn sie ansonsten im Allgemeinen kompetenter sein sollte. Gleichstellungsbeauftragte müssen da kapitulieren … HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Dampfende Entgegnung

■ betr.: „Beleidige nicht meine Generation“, taz vom 30. 4. 15, Leserbrief „Apolitisch …“ von Jürgen Güls, taz vom 4. 5. 15

Da ist es aber zu einer veritablen Explosion von Gehirnschmalz gekommen: Diese dampfende Entgegnung auf einen stillen, nachdenklichen Text offenbart eine geist- und herzlose Verfasstheit. Die Botschaft klaubt Unrat auf, schleudert ihn gedankenlos um sich, und belegt, wie nachdenkenswert Aidin Halimi Asls Essay ist!PETER FINCKH, Ulm