Eine Perücke für Chelsea Manning

DISKURS Transgender-Angriff auf temporäres Whistleblower-Denkmal auf dem Gelände der Ufafabrik

Unbekannte haben in der Nacht zu Dienstag ein temporär auf dem Gelände der Ufafabrik aufgestelltes Denkmal zu Ehren der Whistleblower Edward Snowden, Julian Assange und Chelsea Manning, früher bekannt als Bradley Manning, umgestaltet. Die in der Skulptur als Mann dargestellte Chelsea Manning bekam eine blonde Perücke aufgesetzt, dem Denkmal wurde mit roter Farbe das Transgender-Symbol aufgesprüht. Ein Zettel verwies auf die Transgender-Identität Mannings und kritisierte deren Darstellung als Mann. Zusätzlich wurde der Intimbereich von Julian Assange mit roter Farbe besprüht.

Die Symbole und Hinweise lassen einen feministischen Hintergrund der Aktion vermuten. Das Denkmal mit dem Titel „Anything to say“ ist ein Projekt des amerikanischen Journalisten und Schriftstellers Charles Glass gemeinsam mit dem italienischen Bildhauer Davide Dormino. Am Donnerstag hat der Künstler die Skulptur zuerst auf dem Alexanderplatz eingeweiht, seit Sonntag steht sie auf dem Gelände der Ufafabrik in Tempelhof. Sie zeigt die drei Whistleblower in Lebensgröße nebeneinander auf Stühlen stehend, ein vierter Stuhl ist leer. Dormino sagte der taz am Dienstag, er habe drei Helden unserer Zeit darstellen wollen. Der Angriff auf seine Skulptur schmerze ihn: „Ich wollte die Geschichte von Beginn an erzählen. Zu diesem Moment trat Manning in der Öffentlichkeit als Mann auf.“

Projektorganisator Patrick Bradatsch entfernte die Sprayspuren am Dienstagnachmittag. Das Denkmal ist bis 9. Juni auf dem Gelände der Ufafabrik zu sehen. Im Anschluss reist es weiter nach Dresden. RONNY MÜLLER