„Nur noch mit Warteliste“

PROTEST Viele Schwangere finden in Hamburg keine Wochenbettbetreuung. Ihnen bleibt nur die Klinik

■ 50, ist Geschäftsführerin des Geburtshauses Hamburg, wo sie zuvor als Hebamme tätig war. Foto: Sebastian Schupfner

taz: Frau Höpermann, ist die Versorgung mit Hebammen in allen Hamburger Stadtteilen ausreichend gewährleistet?

Britta Höpermann: Nein. Das Geburtshaus Hamburg hat Wartelisten und auch die Hebammen, die dort vor Ort in Form von Wochenbettbetreuung freiberuflich arbeiten, tun dies nur noch mit Wartelisten.

Kommt es vor, dass eine Schwangere abgewiesen wird?

Leider ja. Wir haben im Geburtshaus jeden Monat fünf bis zehn Frauen, die wir nicht zur Geburt annehmen können. Krankenhäuser dürfen Frauen nicht abweisen. Aber wir haben schon in der Schwangerschaft Kontakt zu den Frauen, darum haben wir einen langen Vorlauf der Anmeldezeit.

Woran liegt das?

Viele Frauen wünschen sich eine Eins-zu-eins-Betreuung und wollen nicht in eine Klinik, in der eine Hebamme zum Teil vier Kinder gleichzeitig auf die Welt bringt. Dadurch ist der Bedarf gestiegen. Da wir nicht alle Frauen versorgen können, ist natürlich die Wahlfreiheit des Geburtsortes eingeschränkt. Eine Schwangere muss nun schon mit Beginn des Schwangerschaftstests anfangen, sich zu kümmern. Das ist absurd und das wissen wir auch, aber was sollen wir machen?

Also wachsen die Kapazitäten für die Geburtshilfe nicht mit den zunehmenden Geburten in Hamburg?

Doch, bei den Kliniken schon, denn die sind noch nicht ausgelastet. Aber die streben ja auch bis zu 3.000 Geburten an. Aber was das spezielle Angebot der Hausgeburten, der Eins-zu-eins-Betreuung in Form von Geburtshausgeburten und Beleggeburten angeht, nicht. Denn dieses Angebot wächst ja leider nicht mit, weil die Situation der Hebammen nicht geklärt ist.

Das heißt?

Es wurde zwar ein Paragraph geschaffen, der die finanzielle Situation der Hebammen stabilisieren soll. Jetzt sind aber die Verhandlungen gescheitert, sodass die Erhöhung, die uns zusteht – eine Gebührenerhöhung und ein Sicherstellungszuschlag, der die erhöhte Prämie für die Haftpflichtversicherung ausgleichen soll –, verschleppt wird, und nicht zum ersten Juli stattfindet.

Und deswegen protestieren Sie?

Aktuell geht es darum, auf den Zustand aufmerksam zu machen, denn durch die Krise der steigenden Kosten bei gleichbleibender Vergütung haben sich immer mehr Hebammen aus der freiberuflichen Tätigkeit zurückgezogen.  INTERVIEW: VAR

Protestaktion „Schwanger? Bitte hinten anstellen“: 11 Uhr, Mönckebergbrunnen