Personal- und Platzmangel im Sportamt Mitte

VEREINE Die Vergabe der Sportstätten- und Hallenzeiten zum neuen Schuljahr wird ausgesetzt

„Das Blöde an Sportplätzen ist, dass sie so viel Platz brauchen“

SABINE SMENTEK (SPD)

Der Bezirk Mitte hat Platzprobleme. Sportplatzprobleme, um genau zu sein. Die Crux dabei ist nicht einmal, dass sie in sonderlich schlechtem Zustand wären –nein, es fehlt einfach an ihnen, wie in den meisten Berliner Bezirken. 29 Sportplätze (und 106 Sporthallen) gibt es in Mitte – bei insgesamt 300 Vereinen, die der Bezirk zählt, kann man sich vorstellen, dass es eng wird. Die Sportstätten- und Hallenzeiten, die im Schuljahr-Turnus neu vergeben werden, sind hart umkämpft.

Eigentlich. Zum neuen Schuljahr aber muss niemand kämpfen: Eine Neuvergabe gibt es nicht, alles bleibt wie im Vorjahr. Denn Mitte hat noch ein Problem: ein Personalproblem im Sportamt. Die Anträge der Sportvereine bleiben nun unbearbeitet: „Aufgrund unserer derzeitigen Personalsituation sehen wir uns in diesem Jahr nicht in der Lage, die Vielzahl der Anträge zu bearbeiten (…) Aus diesem Anlass haben wir uns dazu entschlossen, die Vergabe vom letzten Schuljahr um ein Jahr zu verlängern“, hieß es in einem Schreiben, das Ende März alle antragstellenden Klubs erhielten.

Betroffen ist unter anderem der FC Magnet Mitte, der mit seinem Team in der Medienliga Berlin-Brandenburg kickt. Seit zwei Jahren kämpft der Klub um eigene Platzzeiten, im vergangenen Jahr war ihr Anliegen abgelehnt worden. „Wenn keine Zeiten neu zu vergeben sind, kann ich das nachvollziehen“, sagt Stephan Müller, der bei Magnet spielt, „aber diese Begründung kann ich nicht akzeptieren.“ Sein Team kann im Moment nur deshalb auf einem Sportplatz trainieren, weil der Klub sich einem anderen Verein angeschlossen hat.

Mittes Stadträtin für Jugend, Schule und Kultur, Sabine Smentek (SPD), spricht von einer Notlösung im Sportamt, die sicherlich misslich sei: „Ich verstehe den Ärger der Vereine“, sagt sie, „aber im konkreten Fall hätte der Klub auch keine Garantie auf einen Platz gehabt, wenn die Zeiten wie üblich neu vergeben worden wären.“ Da sich ohnehin immer wenig an den Vergabezeiten ändert, hat man wohl eine neuerliche Entscheidung darüber in diesem Jahr für verzichtbar gehalten.

Aber wie kam es überhaupt zur Quasi-Handlungsunfähigkeit im Sportamt? Es seien zwei von vier Mitarbeitern gegangen, so Smentek: einer vorzeitig in Rente, ein weiterer sei überraschend ausgefallen. Aus anderen Fachbereichen könne man keine Stellen nehmen, aus Honorarmitteln ebenso wenig – und man habe ja schon versucht, die Situation mit der Unterstützung von Auszubildenden und Praktikanten zu entschärfen. Inzwischen ist zumindest ein Nachfolger gefunden worden, sodass nur noch ein Ausfall zu beklagen ist. An dem Vorgehen in Sachen Sportanlagenzeiten aber wird das nichts mehr ändern.

Aber auch vom Personalproblem abgesehen kann Smentek dem Sport in Mitte wenig Hoffnung machen. Nur eine einzige weitere Sportanlage an einer Schule sei derzeit in Planung. „Das Blöde an Sportplätzen ist, dass sie so viel Platz brauchen. Im verdichteten Innenstadtbereich, in dem außerdem Wohnraum entstehen soll, haben wir da schlechte Karten.“

Bei der Ablehnung des FC Magnet im Vorjahr könnte ein weiterer Aspekt eine Rolle spielen: Der Klub, dessen Mitglieder auch eine gleichnamige Kneipe für Fußballkultur in Mitte betreiben, ist 1998 aus einem losen Verbund aus Freizeit- und Kneipenkickern entstanden. Möglich, dass man als kleinere, unorganisiertere Truppe einen schlechteren Stand bei den Ämtern hat. „Ich kann mir gut vorstellen, dass man Klubs, die aus Freizeit- oder Kneipenmannschaften entstanden sind, benachteiligt“, sagt Müller, „ich glaube auch, dass wir deshalb im vergangenen Jahr abgelehnt worden sind.“

Bei Anträgen auf Sportstättenzeiten prüft das Bezirksamt nur, welche Zeiten im eigenen Verwaltungsbezirk zur Verfügung stehen. Stephan Müller würde sich diesbezüglich mehr Flexibilität wünschen: „Wir hätten ja kein Problem damit, in einen anderen Bezirk auszuweichen“, sagt er. Dazu aber bräuchte man handlungsfähige Sportämter. Sabine Smentek glaubt hingegen, dass eine bezirksübergreifende Vergabe an den Sportplatzproblemen in Berlin kaum etwas ändern würde: „Mir ist kein Bezirk bekannt, der gerade Zeiten zu vergeben hätte.“ JENS UTHOFF