Neue Ideen dringend gesucht

Was bleibt vom 1. Mai?

VON MALENE GÜRGEN

Der 1. Mai in Berlin ist am Ende. Über die Entpolitisierung durch das Myfest ist schon viel geschrieben worden, doch mittlerweile stößt diese Veranstaltung selbst für jene an ihre Grenzen, die einfach nur feiern wollen: Sich durch völlig überfüllte Straßen zu schieben und schon mittags den ersten Volltrunkenen ausweichen zu müssen, macht auch hart gesottenen FeierfreundInnen wenig Spaß – zumal es unzählige Gelegenheiten für entspanntere Partys unter freiem Himmel gibt.

Nicht nur das Myfest, auch die 18-Uhr-Demo steckt in einer Sackgasse. Sicher, die Teilnehmerzahl ist hoch. Es gibt offenbar nach wie vor ein Bedürfnis nach politischem Ausdruck an diesem Tag. Aber sonst? Vorne läuft isoliert ein folkloristisch anmutender schwarzer Block, hinten ein zerfaserter Haufen unentschlossen wirkender Spaziergänger. Mit aktuellen Themen wie der Kritik an der EU-Asylpolitik Akzente zu setzen, wurde weitgehend versäumt.

Nicht anschlussfähig

Stattdessen rühmen sich die Veranstalter hinterher eines peinlichen Besetzungsversuchs: Ein Haufen Vermummter steht vor einem von der eigenen Pyrotechnik zugequalmten Gebäude und versucht erfolglos, die Leute hineinzuwinken – weniger anschlussfähig geht es kaum.

Dass von der Demo politisch wenig bleibt, ist nicht automatisch ein schlechtes Zeichen für die Verfasstheit der Berliner Linken. Wenn die ihre Energie in vielfältigere Projekte steckt als in eine einmal im Jahr stattfindende Veranstaltung – umso besser. Wenn der 1. Mai aber irgendwann wieder mehr sein soll als ein großes Besäufnis und eine aussagearme Demo, braucht es dringend neue Ideen, die diesen Tag wiederbeleben.