Heldenschiffe am Pier in Bremen

UMWELTKRIEGER

Krieg ist schlimm, schreibt aber die tolleren Geschichten – von Homer bis Hemingway und von Aischylos über Li Yutang bis Vonnegut. Heutigen Kriegen fehlt das epische Potenzial, zu unklar sind die Fronten. Aber strahlende Helden, glorreiche Kämpfer und schillernde Schurken gibt es noch. Im Umweltschutz.

Auf den Weltmeeren hat dabei die Sea-Shepherd-Organisation Greenpeaces Schlauchboot-Guerilleros den Rang abgeschwommen, die „Meereshirten“, deren „Sam Simon“ gestern früh im Bremer Industriehafen einlief, wo seit Montag die „Bob Barker“ liegt, und seit Ende März der Trimaran „Brigitte Bardot“, der jetzt nach Hamburg aufbricht: Ihn ziert ein Gemälde im Kasernenspindstil, das die Namens- und Geldgeberin in jungen Jahren und einem schwarzen Badeanzug zeigt.

Wie dem auch sei, diese Ankunft ist ein dolles Ding, einmal, weil seit vier Jahren kein Schiff der in den USA beheimateten Shepherds in Europa geankert hat; dann, weil die „Bob Barker“ und „Sam Simon“ in Sachen Kriegslist cool sind: Für norwegische und japanische Walfangflotten gebaut, wurden sie von deren ärgsten Feinden erworben.

Sea Shepherd tut Walfängern und Fischkillern richtig weh. Oft rammen, nicht selten versenken sie deren Schiffe. Auch die 144-tägige Icefish-Kampagne, von der die in Bremen liegenden Boote kommen, endete mit Festsetzungen – und einer Havarie. Im Südpolarmeer hatten die „Hirten“ einen illegalen Dorschfänger-Verbund entdeckt, rieben ihn auf und verfolgten seine sechs Boote. Eines davon wurde bis in den Golf von Guinea gejagt, wo es vor der Küste von São Tomé und Príncipe sank. Zu schaden kamen weder Mensch noch Dorsch.

Und während nun die nötigen Reparaturen vorgenommen werden, sind die Heldenschiffe in Bremen zu besichtigen, bevor sie wieder gen Norwegen aufbrechen: „Übers Meer von Süden“. Genau wie es schon in der Heimskringla heißt.  BES